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Freitag, 15. Februar 2013

DINOSAUR JR im Trix Club in Antwerpen

Jeder hat ja so seine Bands, die ihm etwas mehr bedeuten als alle anderen Bands. Mal wird eine Band mit nur einem einzigen Album urplötzlich zu einer solchen Herzensband - zuletzt gelang dies Ja, Panik mit DMD KIU LIDT - mal dauert es und eine Band wächst mit einem und einem dadurch ans Herz. Was genau Dinosaur Jr zu meiner Herzensband machte, versuche ich mal zu diagnostizieren. Zum einen natürlich der Sound der Band, denn Dinosaur Jr hat einen Sound, den man nicht nur wegen der unverwechselbaren Stimme von J Mascis als einzigartig bezeichnen darf. Und dann natürlich diese exzellenten Melodien verpackt in schrammeligen Rock. Mit dem Album "Green Mind" aus dem Jahre 1992 hatte mich die Band aus Massachusetts in der Tasche und mit dem Song "Feel the Pain" vom 94'er Album "Without a Sound" war es völlig um mich geschehen. Es folgten einige schwächere, aber nie schlechte Alben, ehe die Band 2012 mit "I bet on Sky" ein weiteres Meisterwerk herausbrachte.

Antwerpen im Februar
Klar, dass ich die Band, die nun auch tatsächlich wieder in Original-Besetzung durch Europa tourt, unbedingt live sehen musste. Köln hatten die Dinos leider nicht auf dem Schirm, weswegen ich Antwerpen als besterreichbares Ziel ausmachte und fortan Freunde mit SMSen und Emails so lange quälte, bis sich die unverwüstliche V. und mein treuester Konzertbegleiter C. erweichen liesen. Kurz vor dem Termin sprangen dann auch noch das Yps und Herr Moosbach mit auf den Belgien-Express, also beste Vorraussetzungen für ein feines Konzert-Event am 09.02. in Antwerpen.

Bei lausig kaltemWetter starten wir Bekloppten am Karnevalssamstag um 14 Uhr Richtung Antwerpen.

Fritten sind Pflicht!
Yps und V. frieren in Belgien
C. hatte sich als Fahrer geopfert, was besonders hart ist, wenn man weiß, wie lecker die belgischen Bierchen munden und dass wir die Rückfahrt direkt nach dem Gig der Dinos ins Auge fassten. Die Hinfahrt unter eisblauem Himmel ging zügig und wenn man dann erstmal den Stadtkern von Antwerpen erreicht hat, kann man ersehen, dass die Stadt wirklich wunderschön ist und Einiges zu bieten hat. Allerdings war es an diesem Samstag so arschkalt, dass der von den Damen verordnete Stadtbummel recht zügig vonstatten ging und immer wieder durch Aufwärmphasen in den zahlreichen Kneipen unterbrochen wurde. Aber ich denke, es hat gereicht, um den Antwerpen-Neulingen Yps, V. und C. die Stadt als Kurztrip für den Frühling oder Sommer schmackhaft zu machen.

Kurz nach 19 Uhr machten wir uns dann auf den Weg zum Ort des Geschehens. Der Trix-Club liegt etwas außerhalb in einem Gewerbegebiet, versprüht von außen einen eher nüchtern sachlichen Charme, kann aber mit seinem Innenleben punkten.

Positiv: Es gab richtig Bändchen am Eingang, nicht nur nen Stempel. Die Garderobe kann man gegen Gebühr von einem Euro in Schließfächern deponieren, in die man locker 3 bis 4 Jacken unterbekommt. Eine gute Idee, wenn man bedenkt, wie lange man in manchen Locations warten muss, bis man seine Jacke nach einem Konzert zurückbekommt. Der Konzertraum ist komplett schwarz gestrichen, die Bühne erhöht und der Zuschauerraum durch Terassenbau so angelegt, dass man von überall perfekte Sicht auf die Bühne hat.

Negativ: Ich hasse Bon-Systeme und bei Konzerten ist das doch wirklich völlig dämlich. Allerdings klappte es mit dem Service an der Bonkasse und Theke trotzdem erstaunlich gut.

Aber zur Musik: Die Vorband kam aus Belgien, den Namen hab ich schon vergessen und das ist auch nicht schlimm. Der Sänger war richtig mies, wirkte wie ein Versicherungsvertreter, der auf Rocker macht, lediglich der Schlagzeuger hatte was zu bieten. Jung, schau dich lieber nach anderen Spielgefährten um.

Me and the Festival-Man
Während die Vorband spielt, lernen wir im Publikum eine belgische Berühmtheit kennen. Roger van Loon, alias Festival-Man, ist ein schräger Vogel, der mehr Festival-Bändchen am Körper trägt als Wolle Petry zu seiner besten Zeit Freundschaftsbändchen. Ich frage mich, ob alternde Festival-Bändchen nach Mettwurst und Zwiebeln riechen, denn der Herr riecht zeimlich extrem danach ;-). Aber ganz ehrlich, der Festival-Man war an diesem Abend einer der wenigen Belgier, der an diesem Abend mir positiv auffiel - dazu gleich mehr.

Um Punkt 21:15, wie angekündigt, betreten die Dinos die Bühne. Der Sound ist klasse, die Halle voll und das Bier lecker. Bereits recht früh im Set kommt die Monsternummer "Watch the Corner" und ich muss meine Konzertbegleiter alleine lassen, weil es mich nach vorne an die Bühne zieht. Aber auch da vorne kommen die Belgier nicht richtig aus der Hüfte. Maaaaann, da spielt die Band, die eigentlich Nirvana den Weg geebnet hat, und die Meute bewegt sich weniger als die Umfragewerte der FDP. Lediglich der Festival-Man und ein tapferes Grüppchen von vielleicht 5 Mann, mich natürlich eingeschlossen, nimmt die Energie der Songs auf und wandelt sie in Bewegung um. Schööööön.

Lag es daran, dass die Dinos sehr wortkarg waren, dass J. Masics so gut wie keine Gefühlsregung zeigte? Wird wohl was dran sein, dass sich die Herren untereinander nicht mehr grün sind, wie die Gerüchteküche verlauten lässt. Okay, das war nicht optimal, aber was zählt, ist die Musik und die brachten die alten Herren exzellent auf die Bühne.

Musikalische Wünsche blieben an diesem Abend wirklich so gut wie keine offen. Statt sich auf das neue Album zu konzentrieren, lieferten Dinosaur Jr nämlich einen lupenrein Best-Of-Auftritt. "Crumble" (2007), "Start Choppin" (1993), "Freak Scene" (1988), "Forget the Swan" (1985) und im Zugabenblock sogar das The Cure-Cover "Just like Heaven" (1989), für mich eine der besten Cover-Versionen aller Zeiten, zauberten mir die Mundwinkel in der verschwitzten Visage nach oben.

Tapferer Driver C.
Mit klingelnden Ohren, ja es war schon laut, aber happy wurde noch ein Abschiedsbierchen getrunken, bevor wir uns durch die eisige Nacht im Schneetreiben zurück ins närrische Köln machten. Speziellen Dank noch mal an C. für die tapfere Fahrt!

Hinweis für andere Fahrgemeinschaften nach Belgien: Wir mussten an diesem Samstag mehrmals hören, dass wir hier in Belgien seien und es kein alkoholfreies Bier gäbe. Eigentlich ja schön, außer man muss noch fahren :-(


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