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Mittwoch, 6. Juli 2016

HEARTS HEARTS / Young

Ich stelle es mir jetzt einfach mal so vor: Der Herr Österle und der Herr Hämmerle aus Wien sitzen 2010 zusammen im Heuriger Muth in Heiligenstadt am Fuße des Nussbergs. Bei einem Glaserl Wein beginnen die beiden über Songideen nachzudenken. Richtige Musik! Songwritermusik! Aber im Laufe der Zeit, also Monate oder gar Jahre später, kommen einem die kreativen Früchte etwas altbacken vor und man sucht nach neuen Ansätzen - wahrscheinlich wieder in einem schönen Weinlokal oder aber im Fluc im Schatten des Praters.


Irgendwie, irgendwo, irgendwann stößt dann der elektronische Musiker Paul Aufreiter und der Schlagzeuger Johannes Mandorfer zu den beiden und zusammen beginnt man 2013 mit den Arbeiten an "Young". Das Songwriting ist von nun an nicht mehr der alleinige Schwerpunkt ihres Schaffens, da ausgetüftelte Arrangements und vor allem elektronische Sounds an Bedeutung gewinnen.

Im Dezember 2015 wird das Debüt-Album "Young", das mit dem etwas zu kurz greifenden Etikett "Indietronic" versehen wird, veröffentlicht und leider von vielen, auch von mir, vielleicht auch wegen des etwas uninspirierten Band- und Albumnamen nicht wahrgenommen. Eigentlich also kein brandheißes Eisen mehr, aber viel zu gut, um nicht doch noch mit etwas Verspätung hier vorgestellt zu werden.



Das 10 Titel enthaltene Album beginnt mit "The World Was My Oyster", und auch wenn es schon in zahlreichen Artikeln geschrieben wurde, bin ich erstaunt, wie stark sich die Stimmen von HEARTS HEARTS Sänger David Österle und Thom Yorke von Radiohead ähneln. Aber nicht nur die Stimme, sondern auch die atmosphärische Dichte der Songs, erinnern an Radiohead und noch mehr an die deutlich elektrifizierteren Solo-Alben deren Masterminds. Wahrscheinlich hängt der Band der Vergleich zum Halse heraus, aber es gibt ja wahrlich schlechtere Referenzen und in diesem Sektor ist Radiohead einfach der Maßstab, an den es sich zu messen gilt.



Dass sich Hearts Hearts mit den Großen des Genres messen können, beweisen speziell die wunderbar frickeligen Songs "Bent Pyramid", "Blood Level" und "Hunter Limits" sowie die im Stile von Sigur Rós schwebenden Stücke "Potemkinsche Dörfer" und "AAA", wobei bei letzterem die Streicherarrangements, gespielt von Christina Ruf, schlichtweg zum Niederknien sind.



Ausfälle sucht man auf "Young" vergeblich, denn die lange Zeit des Tüftelns und Experimentierens hat sich bei jedem einzelnen Stück des Albums gelohnt. Einziges Manko, es mangelt an einem Alleinstellungsmerkmal, denn Referenzen wie die bereits mehrfach genannten Radiohead, aber auch The XX wegen der Beats, welche die Nähe zum RNB suchen oder die mit dem zweiten Album ziemlich abgestürzten einstigen German-Wunderkinder Sizarr sind augenscheinlich.

Bei Album Nummer 2, also gerne noch etwas mehr Unverkennbarkeit und Mut zu neuen wagen, dann klappt es sicher auch besser mit dem Nachfolger als bei Sizarr. Very feines Debüt, wie man hier zu sagen pflegt!



Tracklist:
01 The World Was My Oyster
02 Bent Pyramid
03 I Am In
04 AAA
05 Potemkinsche Dörfer
06 Blood Level
07 Young
08 Inner Market
09 Hunter Limits
10 If

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