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Dienstag, 10. September 2013

ARCTIC MONKEYS / AM

Das Cover zeigt am besten, was einem bei der neuen mittlerweile fünften Platte der Arctic Monkeys erwartet: Reduktion auf das Wesentliche!

Das bedeutet nicht, dass die Vier auf kreative Spielereien verzichten, es bedeutet vielmehr, dass es ihnen gelungen ist, ähnlich wie den Strokes auf ihrem Debüt "Is this it! (2001), Kreativität zu kanalisieren und in einem melodiösen Mantel aus Rock und Groove zu kleiden.

Schon die erste Single mit dem herrlichen Titel "Why'd You Only Call Me When You're High?" und dem groovenden Schlagzeug wies in die Richtung, die nun das ganze Album eingeschlagen hat: Rock und Groove in kongenialer Verbindung.


Arctic Monkeys - Do I Wanna Know? from David Wilson on Vimeo.

Interessanterweise nimmt der Einstiegssong in "AM", "Do I wanna Know?", das Thema  von "Why'd You Only Call Me When You're High?" wieder auf. Der Song verschleppt den Beat allerdings noch mehr, packt dazu ein wiederkehrendes Gitarrenriff, welches letztendlich ganz langsam zu einem vibrierenden Gitarrenbogen mutiert und protzt mit einem mehrstimmigen Refrain, der danach lechzt, zu später Stunde aus vielen Kehlen in der Indie-Disco mitgegrölt zu werden.


ARCTIC MONKEYS [Why'd You Only Call Me When You're High?] from nabil elderkin on Vimeo.

Die Katze aus dem Sack oder besser die Affen aus dem Käfig lassen die Jungs bei "R U Mine?" Die Gitarren führen den Song durch laute und leise Passagen und Breaks, es rockt ordentlich, aber der Groove bleibt latent vorhanden. Hübsches kleines Biest! "One for the Road" erinnert mit dem im Backing agierenden "Uh Uh" und der hohen Kopfstimme verteufelt an "Sympathy for the Devil" von den Stones. Die düstere Grundstimmung in den Strophen wird im Refrain zwar etwas abgemildert, trotzdem bleibt "One for the Road" der ideale Begleiter für den einsamen Spaziergang durch verregnete nächtliche Straßen.



Direkt nach dem ersten Hören ist "Arabella" einer meiner All-Time-Favoriten der Monkeys. Klar, das Riff ist steinzeitlich (aber das sind die Riffs von Jack White und den Black Keys im Prinzip auch), aber gerade deshalb ist es so erstaunlich wie frisch, knackig und stürmisch der Song einem die Ohren ausspült.

Bei "I want it all" fehlt leider etwas das Überraschende, die E-Gitarren sind scharf und gut, aber irgendwie kommt der Song trotz netter Breaks nicht wirklich in die Puschen - oder stört mich nur das "Showaddiwa"?



Ihren Hang zur Ironie beweisen die arktischen Affen wieder einmal, indem sie einer sanften hochmelodiösen Ballade den Titel "Nr. 1 Party Anthem" geben. Wahrscheinlich freuen sich die Jungs diebisch, wenn der ein oder andere dahinter einen veritablen Indie-Disco-Kracher à la "I Bet You Look Good On The Dancefloor" vermutet. Auch "Mad Sounds" ist eine Brit-Pop-Ballade, die durchaus auch aus der Feder der Gallagher-Brüder stammen könnte, mich aber noch mehr an den großartigen Edwyn Collins und seine Band Orange Juice erinnert - natürlich hätte Collins aber, im Gegensatz zu den Brüdern, auf das "U la la la" verzichtet.



"Fireside" setzt auf dezenten Rhythmus und Keys, die wie ein Spinett klingen, kommt aber ähnlich wie "I want it all" nicht so richtig in die Gänge. Ganz anders bei "Snap out of it", wo sich der stampfende Rythmus, wie man ihn von den White Stripes kennt, mit einer blitzsauberen Hook zu einem echten Hit verbindet.

Etwas verhaltener und deutlich düsterer klingt "Knee Socks", das ab 2:30 mit einem ungewöhnlichen Intermezzo beweist, dass die Monkeys in ihren exzellenten Kompositionen immer wieder gut sind für Überraschungen. Den Abschluss des gelungenen Albums bildet "I wanna be yours". Erneut eine Ballade mit Harmoniegesängen und etwas zu prätentiös aufgetragenem Refrain. Alles in allem aber ein absolut rundes Album, das gerne noch etwas mehr hätte rocken dürfen, aber welches doch zeigt, der Affe ist noch lange nicht tot!

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