Verdammt lang her! Im Februar 2014 machte die Berliner Band OUM SHATT mit einer kleinen, aber feinen EP namens "Power to the Woman of the Morning Shift" auf sich aufmerksam. Ich war schlicht hin und weg von der Kombination aus arabischen Klängen und straightem basslastigen IndieRock.
Mehr als zwei Jahre später gibt es nun endlich das Debütalbum der Herren Jonas Poppe (Gesang), Hannes Lehmann (Gitarre) und dem multipräsenten Chris Imler (Schlagzeug).
Auch auf ihrem ersten Longplayer bleibt das Trio dem coolen Sound aus Surfgitarren, unkonventionellem Schlagzeugspiel, fetten Basslinien und orientalischen Weisen treu. Gesignt hat die Band trotz der Beteiligung von Chris Imler dann übrigens doch nicht das Staatsakt-Label wie in den News Vol. 39 gefordert, sondern das in Berlin ansässige Label SnoWhite Rec, bei dem unter anderem auch The Blood Arm unter Vertrag stehen - also sicher keine schlechte Heimat für Oum Shatt.
Die gute Nachricht als erstes. Alle vier Songs der EP ("Power To The Women Of The Morning Shift", "Madame O.", "Hot Hot Cold Cold", "Silent Girl") haben es, natürlich absolut zu Recht, auf das Debütalbum geschafft und sind somit ab sofort auch auf Vinyl erhältlich :-).
Die "schlechte" Nachricht ist, dass die acht neuveröffentlichten Songs nicht ganz auf Augenhöhe mit dem bereits bekannten Songs stehen. Wäre aber auch vielleicht etwas viel verlangt, denn bis auf "Silent Girl" spielen die Songs der EP auf höchstem Champions League-Niveau. In Anführungszeichen steht das "schlecht" zu Anfang dieses Absatzes deshalb, weil die neuen Stücke nur eine kleines bisschen schwächer sind, also etwas wie Bayern München zu den Mannschaften aus Manchester, Madrid und Barcelona ;-).
Der erste neue Song auf dem Longplayer ist Stück Nummer 4 "Bangladesh", wo sich zu den bekannten Zutaten noch eine Surfgitarre gesellt. Feines Instrumentalstück mit anschwellender Dramatik. Das nachfolgende "Silent Girl" ist zwar bekannt wurde aber noch etwas aufpoliert und ist nun etwas knackiger und zeigt mehr Präsenz.
"Delta" kann mit einer ähnlich starken Hookline "Touch me , touch me ..." aufwarten wie "Power To The Women Of The Morning Shift", wo ich nach einmaligem Hören den Refrain für die nachfolgenden 24 Stunden im Hirn kleben habe.
Definitiv mein Favorit bei den neuen Nummern ist das new-wavige "Gold To Straw", wo ich beim sich fast überschlagenden Gesang von Jonas Poppe sicher nicht als einziger an David Byrne denken muss. Auch die (naive) Melodie lässt natürlich an einen Song der Talking Heads denken ;-)
Ganz tief im psychedelischen Orient steckt "Ya Ya Ya". Die Trommeln geraden in Ekstase und man spürt förmlich die im Songtext besungene unerträgliche Hitze. Die Nummer, die am besten klarmacht, was das besondere an Oum Shatt ist, dürfte "Trains, Trains" sein: Knackiger Basslauf, ungewöhnliche Schlagzeugrhythmik und der wundervoll lakonische Gesang.
Um die Tanzfläche in der Indie-Disco zu füllen, bietet sich am besten das rhythmisch sehr flotte "Tripped Up/Laid Low" an - dass ich den hypnotischen Solo-Basslauf liebe, dürfte inzwischen klar sein. Deutlich ruhiger beginnt das minimalistische "Fairground Affairs", dem leider etwas das Besondere fehlt, ehe mit "Lakonie", einer düsteren ArtRock-Ballade, der trockene heiße Wind ein letztes Mal durch das Morgenland weht.
Würde empfehlen, bei Konzerten als visuelle Unterstützung das staubige Wüstenepos "Lawrence von Arabien" im Hintergund laufen zu lassen - gerne mit psychedelischen Kreiseln versehen wie es Tame Impala bei Liveauftritten gerne praktiziert.
Tracklist:
01 Power To The Women Of The Morning Shift
02 Madame O.
03 Hot Hot Cold Cold
04 Bangladesh
05 Silent Girl (With A Silly Scarf)
06 Delta
07 Gold To Straw
08 Ya Ya Ya
09 Trains, Trains
10 Tripped Up/Laid Low
11 Fairground Affairs
12 Lakonie
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