Labels

Donnerstag, 3. September 2015

MILEY CYRUS / Miley Cyrus & Her Dead Petz

Es war absehbar und jetzt ist es passiert! Ich komme nicht umhin über das neueste Album von MILEY CYRUS zu berichten. Aber es tut gar nicht weh, denn die ehemalige Disneyentdeckung Hannah Montana hat es mit dieser Veröffentlichung nun endgültig geschafft, in den Kreis "echter" Künstler/Musiker aufzusteigen.

Es zeichnete sich bereits auf dem 2013er Album "Bangerz" ganz besonders bei der Single "Wrecking Ball" ab, dass der einstige Teeniestar nicht nur durch Skandale seine Vergangenheit ablegen möchte, sondern dass das Mädchen aus Tenneesse auch durchaus das Potential hat - im Gegensatz zu Bieber und Co. - sich neu zu erfinden.

Die einstige Mainstreamqueen hat nun unter dem Namen MILEY CYRUS & HER DEAD PETZ auf Soundcloud ein Album veröffentlicht, mit dem ihre Plattenfirma nichts zu tun hat und das sie stattdessen mit befreundeten Musikern von den Flaming Lips und dem gerne unterschätzten Ariel Pink eingespielt hat.

23 (!) knallbunte Popsongs in den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen mit konstanter  psychedelischer Unterfütterung (was bei den Mitmusikern nicht verwundert) enthält dieses monumental anmutende Werk, welches einen anfangs schier erschlägt wie die Überflutung auf einer Süßwarenmesse. Deswegen hilft nur: Probieren, probieren und probieren.

01. "Dooo It!": She don't give a Fuck ... Die Stimme zum Großteil elektronisch verfremdet .. ein Loblied auf bestimmte Rauchwaren ... harte Beats ... Salven ... eine Kampfansage ... zwischen M.I.A. und Phantogram ... very fein!



02. "Karen Don't Be Sad": Atmosphärische ElectroPsychPop-Ballade ... schwelgerisch ... aber mit klassischer, auf den Refrain fokusierter Songstruktur ... Wayne Coyne & Miley Cyrus die neuen John & Yoko?

03. "The Floyd Song (Sunrise)": Minimalistischer Lagerfeuersong für das Jahr 3000 - also mit Stromanschluss ... wie der vorherige Song mit ausgereifter Melodie ... Keys als wären sie vom neuen Tame Impala-Album.

04. "Something About Space Dude": Akustische Gitarre und sanfter Beat ... Miley mit Engelszungen outer Space ... wie wäre es mit einem Remake von Barbarella mit Miley in der Hauptrolle?

05. "Space Boots":  Der Weltraumflug geht weiter ... Ballade ... flirrende Space-Keys ... Miley klingt wie Lana Del Rey ... auf Weed.

06. "Fuckin Fucked Up": Hohe Schimpfwortdichte ... knüpft an den ersten Song an ... aber deutlich mehr Destruktion ... mehr Soundgimmik als Song ... nur 50 Sekunden lang.

07. "BB Talk": Eine Frau spricht ... Miley? ... dumpfer Disco-Beat ...weiterhin hohe Schimpfwortdichte ... diese Dame will gef**** nicht geliebt werden ... Bester Sex-Song seit "Love on the Beat" von Serge Gainsbourg.



08. "Fweaky": Downtempo-Nummer im Stile von Lana Del Rey .. fällt etwas aus dem Rahmen ... ist auch bisher der erste Song ohne Flaming Lips-Boys.

09. "Bang Me Box":  Mainstream R'n'B ... da helfen auch die im Hintergrund leise flirrenden Keys nicht ... zu wenig wirkliche Substanz .. Text auch eher pupertär im Sinne von Shades of Grey  ... aber je öfter ich das Ding höre, desto tiefer gräbt es sich in die Gehörgänge.

10. "Milky Milky Milk": Verhangener ElectroPop ... fordert auf zum Genuss von Muttermilch ... nicht aus der Flasche ... Beats werden härter, aber bleiben trotzdem im Nebenraum.

11. "Cyrus Skies": Düsteratmosphäre ... Miley klingt wie Amanda Lear ...  wie das nicht enden wollende Intro zu einem 70er-Space-Disco-Song ... Himmel mit Schleiern verhangen ... vielleicht etwas zu monoton.

12. "Slab of Butter (Scorpion)": Die atmosphärische Dichte nimmt wieder zu ... feine Gitarre als "Störfeuer" im Rausch der Keys und stolpernden Beats... featuring Sarah Barthel of Phantogram.

13. "I'm So Drunk": Soundsprengsel ... Voice-Decoder ... nur kurzes Alkohol-Intermezzo ... 46 Sekunden.

14. "I Forgive Yiew": Wabbernde Keys ... Miley singt und rappt ... sounds like Cheerleading ... mittlerweile dürfte die höchste Anzahl an bösen Worten auf einem Album in diesem Jahr überschritten sein ... und es kommen noch 9 Songs.

15. "I Get So Scared": Switch zum Songwriter-Momentum ... Twang-Gitarre ... Deep-Beats ... aber mit monumentalen synthetischen Geigen im Refrain.



16. "Lighter": Zeitgemäße Popballade ... aber nicht mehr ... die in Zusammenarbeit mit Mike will made it entstandenen Songs sind deutlich schwächer ... Radiosong.

17. "Tangerine":  Back in Space mit Pling und Plong ... feiner Break ... featuring HipHopper Big Sean ... unbedingt sehr laut hören.

18. "Tiger Dreams": Sanftes Einschlafen ... featuring Ariel Pink ... PsychedlicPop-Song ... der aber durchaus etwas mehr Wirrungen in den Flug hätte aufnehmen können.



19. "Evil Is But a Shadow": Minimalitische elektronische Beats ... Stimme wie vom Grammophon ... orgelartige Keys ... sehr melancholisch ... aber schön.

20. "1 Sun":  Achtung Lärm! ... Vollgas ...  verzerrte Beats ... hymnisch ... mit Männerstimme wäre es auch ein potentieller MGMT-Song.

21. "Pablow the Blowfish": Die Balladendichte ist erstaunlicherweise genauso hoch wie die Schimpfwortdichte ... rettet die Meere ... hört auf Fisch zu fressen ... Miley trauert um den schuppigen Freund ... Mahlzeit!



22. "Miley Tibetan Bowlzzz": Cineastisches Streichkonzert aus dem Synthesizer ... eine wortlose Miley in Trance ...

23. "Twinkle Song: Klavierballade ... Popsong ... Miley zeigt ihre stimmlichen Fähigkeiten ... mit dem Kugelfischsong der Einzige, den Miley ohne Co-Writer geschrieben hat.

That's Entertainement! Wunderbarer Sebstfindungstrip! Schmutzig, zügellos, variabel, elegant, kreativ, versaut, pornös, drogenumnebelt, hochglanzpoliert, aber auch mit einigen unnötigen Nummern. Würde man das Werk noch etwas vom Unkraut befreien, ein schieres Meisterwerk - aber die Dame ist ja auch erst 22 Jahre alt und da kann man sich schon mal im Weed verfangen. Mal schauen, ob Miley Cyrus & Her Dead Petz auf Vinyl erscheint, dann werde ich wohl tatsächlich mal eine Scheibe von einem Teeniestar drehen lassen.

2 Kommentare:

  1. Lohnt sich die Musik wirklich für jeden oder nur für Teenies? Interessanter Artikel, er verschafft einen guten Einblick.

    AntwortenLöschen
  2. Ich denke für Teenies und alle die Miley-Disneygirl geliebt haben ist das eher nix - selbst wenn sie die Texte nicht verstehen ;-)

    AntwortenLöschen