TAME IMPALA - 'Cause I'm A Man ... THE VACCINES / English Graffiti [LP] ... DESTROYER / Dream Lover ... TINY FINGERS / The Fall
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TAME IMPALA - 'Cause I'm A Man
Ach guck an, Kevin Parker wirft den Schmusemotor an! Dürfte wohl das erste Lied von TAME IMPALA sein, bei dem man im Freien Liebe machen kann, ohne sich durch unwillkürliche durch die Musik verursachte Zuckungen verletzt. Sehr laidback, aber auch wirklich sehr schön.
Bin gespannt, ob das neue Album ""Currents", welches am 17. Juli erscheinen soll, schwerpunktmäßig in die gleiche Richtung geht. Aber wer die Band mal live erleben durfte, wird sich sicher kaum ein Album ohne Vollgas-Songs vorstellen können - ich auch nicht.
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THE VACCINES / English Graffiti [LP]
Musikalisches Neuland haben THE VACCINES ehrlich gesagt noch nie wirklich betreten, aber die Londoner wissen einfach, welche Filetstückchen aus der Rock- und Popgeschichte man sich am besten einverleibt und sie sind deutlich vielschichtiger geworden.
Der retrospektive Ritt auf dem dritten Album der Briten beginnt mit dem SurfPunkRocker "Handsome" ziemlich fulminant. Ein Song, mit dem man jede Indie-Disco in wenigen Sekunden in ein hüpfende Masse verwandeln kann. "Dream Lover" leiht sich das Riff aus "AM" von den Arctic Monkeys, gestattet sich aber einen hymnischen Refrain und Keys aus den Achtzigern. Weil das mit den Keys so schön geklappt hat, dürfen sie bei "Minimal Affection" auch wieder mitmachen. Klingt ein wenig nach den guten alten Killers und den nicht alten Strokes.
"20/20" nimmt den Faden vom Anfang wieder auf und packt noch eine schöne Noise-Ladung obendrauf. Bei der anschließenden Ballade "(All Afternoon) In Love" möchte ich wetten, dass Dave Friedman, der auch schon für Tame Impala an den Reglern stand, die Finger im Spiel hatte. Wirklich überhaupt nicht nach den Vaccines der ersten Stunde klingt der psychedelische FolkFlowerPop "Denial". Wirklich sehr abwechslungsreich, was Justin Young und seine Bande da alles aus dem Hut zaubern!
"Want You So Bad" ist Seelenfutter für IndieRocker mit Herzschmerz, aber mit "Radio Bikini" wird der Kopf gleich wieder richtig freigeblasen. Im Wechselbad der Gefühle wird anschließend bei der sich episch ausbreitenden Ballade "Maybe I Could Hold You" das Feuerzeug gezückt, so war es zumindest früher, als man bei Konzerten noch rauchen konnte und Telefone eine Schnur hatten.
Der einzige Song, mit dem ich mich nur schwer anfreunden kann, ist "Give Me a Sign", weil mich der Chorus im Refrain an eine der schlimmsten Bands der Welt erinnert: Toto! Das spleenige komisch stolpernde Instrumentalstück "Undercover" könnte von Ariel Pink stammen. Gefällt mir so gut, dass ich es sehr schade finde, weil es so kurz ist, aus der Idee hätte man schon mehr machen können.
Es empfiehlt sich übrigens unbedingt die Deluxe-Variante des Albums zu erwerben, weil man sonst auf drei tolle Songs, die Akustik-Lagerfeuernummer "English Graffiti", die melancholische tolle Popnummer "Stranger", die SynthiPopnummer mit T. Rex-Gedächtnis-Riff "Miracle" und vier Reimagined-Versionen verzichten muss.
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DESTROYER / Dream Lover
Schon tatsächlich vier Jahre ist es her, dass die kanadische Band um Singer-Songwriter Dan Bejahr mit "Kaputt" aus dem Schatten trat, in dem sie bzw. er seit 1996, anfangs als Solo-Projekt, Musik machte, ohne größere Erfolge vorweisen zu können. Dann kam mit "Kaputt" der Erfolg und danach eine lange Schaffenspause, lediglich 2013 kurz unterbrochen durch das Minialbum "Five Spanish Songs", welches aber auch wieder, ziemlich unbeachtet, in der Versenkung verschwand.
Das erste Lebenszeichen für den neuen Longplayer von DESTROYER , "Dream Lover", ist etwas überproduzierter gutgelaunter IndiePowerPop, dem leider die Leichtfüßigkeit etwas abgeht. Aber nach mehrmaligem Hören schält sich durch die Vielschichtigkeit doch wieder die liebevolle Verschrobenheit, wie man es von "Kaputt" gewohnt war - also mal abwarten, was das Album bringt.
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TINY FINGERS / The Fall
Man nehme eine ordentliche Dosis ProgRock, eine Prise Psychedelic, eine Messerspitze StonerRock und knete den Teig dann mit diversen elektronischen Instrumentarien. Kann man sich nun vorstellen, wie dieser Mix klingt, dann weiß man ungefähr, wie die TINY FINGERS aus Israels klingen.
Wichtig in unserer schnelllebigen Zeit ist es, sich Zeit zu nehmen, die Tiny Fingers tun dies mit brennender Leidenschaft. "The Fall" entwickelt sich Boléroartig, breitet sich ganz langsam aus und entfacht ähnliche Klanglandschaften wie sie Mogwai in Perfektion hervorbringen. Kraftvolle Sounds,wuchtige Bassläufe, verträumte Riffs und vom Knöpfchen drücken verstehen sie auch etwas. Fein, aber nix für Klaustrophobiker!
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