Eigentlich schien die Band Pond, die sich größtenteils aus Tame Impala Mitgliedern speiste, nur eine Art Projekt zu sein, bei der sich die Musiker in einem rauschhaften Jam austoben können, ohne Rücksicht auf Fan-Erwartungen und kommerzielle Ziele. Aber dann nahm Pond im letzten Jahr das grandiose vierte Album "Beard, Wives, Denim" auf und speziell in der britischen Fachpresse platzierte sich das Album in den obligatorischen Jahrescharts besser als das im gleichen Jahr veröffentlichte Album "Lonerism" (2012) von Tame Impala.
Auch mir gefiel die ungebündelte wilde Energie von "Beard, Wives, Denim" besser und nachdem ich die Band live im Kölner Blue Shell mit einem manischen Frontmann (Nick "Paisley Adams" Allbrook) - der von seiner Statur eher an eine 14-Jährige erinnert - erleben durfte, stieg Pond in meiner Gunst ein Stückchen höher als Tame Impala. Dann wurde im Mai 2013 verkündet, dass Nick, der bei Tame Impala als Bassist hinter Mastermind Kevin Parker agierte, die Band verlässt. Für mich nicht unerwartet, denn wer Nick einmal live erlebt hat, der weiß, dass dieser garantiert kein Mann für die zweite Reihe ist.
Auf der einen Seite stimmte es mich traurig, weil ich den kleinen Derwisch nicht mehr beim Konzert von Tame im Gloria erleben konnte, aber andererseits hoffte ich, dass Nick vielleicht deswegen ausgestiegen war, um Pond weiter nach vorne zu bringen. Das erste Lebenszeichen der neue Platte, die Single "Xanman", war ein brutaler psychedlischer Rausch von den Sixties bis ins Hier und Heute und das erhoffte Signal!
"Hobo Rocket" eröffnet mit "Whatever Happened To The Million Head Collide" und bläst einen förmlich aus dem Sessel. Feine Breaks, brutale Riffs und waghalsige Verzerrungen bis an die Schmerzgrenze. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie Nick sich bei diesem Song live an die körperlichen Grenzen manövriert und ich mit dem Leuchten aus meinen Augen noch Stunden später die dunkelsten Räume erhelle. Als nächstes kommt "Xanman", was ich bereits in den News offeriert habe und ich mir deshalb hier alle weiteren Worte spare.
Der im Opener nur angedeutete Hang zu den Strawberry Fields der Beatles leben Pond ganz sanft in "O Dharma" aus. Alles schwebt! Die Chorgesänge hängen im Himmel, da wo John Lennon gerade mit Jimi Hendrix bei einem dicken Joint wohlwollend auf die Australier blickt und in einem fernen Ashram freut man sich über diese bewußtseinserweiternden Klänge ;-)
Weiter geht die Reise in experimentelle Weiten der Sixties-Flower-Power mit "Aloneaflameaflower". Auch hier spielt die Musik einige Zentimeter über dem Boden, aber deutlich schwermütiger und bedrohlicher, wie eine Art "Nebel des Grauens", bevor die Band schließlich das Rock-n-Roll-Tier aus dem Stall lässt und alles erbarmunglos plattmacht, was ihr im Weg steht.
Wer nun auf Ruhe, Erholung oder gar Friede hofft, weil ihn die Brachialität von "Hobo Rocket" zu sehr ans Nierchen geht, der hat schlechte Karten. "Giant Tortoise" platz aus den Nähten. Immer wieder reißen gewaltige Eruptionen Krater in das eigentlich sanft gesponnene Songgerüst. Ich kann mich nocht nicht ganz entscheiden, aber ich denke "Giant Tortoise" wird mein Favorit auf dieser bekloppten Platte.
Oder doch eher das mantraartige "Hobo Rocket", nach dem das Album benannt wurde? Sitar! Mag ich! Und wer zur Hölle singt da? Ist Jim Morrison auferstanden? Klingt wie Wooden Shjips aka Moon Duo, aber auch wieder nicht. Verrückte Scheiße!
Den Rausschmeißer aus dem mit sieben Songs viel zu kurzem Album macht "Midnight Mass (At The Market St. Payphone)". Die Verabschiedung gestaltet sich als fetter Tritt in den Arsch und als ein weiteres Rockmonster mit veridablem Groove, welches mich verzweifelt zum xten Mle googeln lässt, wann die Band dieses Album in Deutschland live darbietet - leider noch vergebens.
Allen Clubs sei gesagt, dass wenn sie Pond für "Hobo Rocket" die Bühne bieten, sie damit rechnen müssen, dass das Gemäuer bis in seine Grundfeste erschüttert wird. Gnadenlos gut die Australier! Nick come back to Germany!
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