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Freitag, 19. August 2016

NEW SONGS Vol. 130: RACKETT / Bats ... DÈCOLLAGE / ;) Semicolon Parentheses ... HIGH VIOLET / Give in ... CRUSHED OUT / Out of The Blue + Skinny Dippin


RACKETT / Bats

Ein frisch geschlüpftes Damen-Quartett aus Australien nennt sich RACKETTS und macht fröhlichen PopPunk zum Mitgrölen.

Da sich die Damen [Bec Callander (Bec and Ben), Skarlett Saramore (SHE REX, Fait Accompli and Particles), Ally Gaven (Baby Lips & the Silhouettes, Salvador Dali Llama) und Jessamyn Jean (Mylee and The Milkshakes)]  mit unterschiedlicher musikalischer Vorgeschichte erst in diesem Jahr gefunden haben, gibt es bisher nur den Song "Bat" zu hören, der später auf der im Januar 2017 erscheinenden Debüt-EP zu finden sein wird. Die fantastischen Sticky Fingers haben die Damen schon als Support eingefangen, was vermuten lässt, dass im nächsten Jahr neben "Bats" noch weitere Hochenergiesongs freigelassen werden.




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DÈCOLLAGE / ;) Semicolon Parentheses

2009 gründete der Kopf der Moon Magnet Studios in Denver, Reed Fuchs, die vierköpfige Band DÈCOLLAGE. Da man als Studio-Chef natürlich zahlreiche Kontakte zu Musikern besitzt, waren an der Entstehung des Albums "Magnetize" letztendlich sogar mehr als 20 kreative Künstler beteiligt.

Für eine Albumbesprechung hat es dieses Mal im Gesamteindruck noch nicht gereicht, aber den Song ";) Semicolon Parentheses" kann ich einfach nicht unerwähnt lassen, weil das PsychedelicPop-Stück so wunderschön blubbert und es exzellent in eine Playlist mit den Flaming Lips und Tame Impala passt.




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HIGH VIOLET / Give in

Und wieder Australien. Charmanter IndiePop aus Sydney, der allerdings mehr nach britischem IndiePop schmeckt.

HIGH VIOLET Frontfrau Emily Smart singt mit ihrer angehaucht verruchten Stimme über Versuchung und Sucht und dem Verlangen diesen nachzugeben. Smashige Nummer, die das geschlechtermäßig ausgeglichene Quartett in der Tradition von Bands wie The Preatures, HAIM und Fleetwood Mac sieht. Letztere lassen sich eher bei der ersten Singelveröffentlichung ausmachen.

"Give in" ist nach "Only Heart" die zweite Veröffentlichung der australischen Band - und in meinen Ohren auch die wesentlich bessere ;-).







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CRUSHED OUT / Out of The Blue

Juhu, ein neues Lebenszeichen von meinem Lieblingspaar aus Brookyn, das mich 2014 mit seinem zweiten Album "Teeth" so begeisterte, dass ich mir das Vinyl aus den Vereinigten Staaten bestellen musste, weil es hierzulande nicht erhältlich war.

CRUSHED OUT sind Frankie Sunswept und Mosel Spiller, ein Mann und eine Frau, ein Schlagzeug und eine Gitarre oder einfach Surf-Rock'n' Roll aus der Wüste.

Kennengelernt haben sich die beiden, die mittlerweile verheiratet sind, als Mosel von New Hamsphire nach Brooklyn zog und von da an Tür an Tür mit Frankie wohnte. Es gab einige Flirts im Flur und bei einer Dachparty wurde das Feuer zwischen den beiden endgültig entfacht.

2010 erschien die Debüt-EP "Show-Pony" und seitdem erfreut das Duo eine wachsende Fangemeinde mit psychedelischen Spaghetti-Western-Dessert-Surf-Sounds, griffigen Melodien und exzellenten Gesangsharmonien.

Die beiden ersten, vorab veröffentlichen, Songs vom neuen Album "Out of The Blue" und "Skinny Dippin" machen höllischen Spaß und belegen, dass Crushed Out auf dem besten Weg sind, ihre Einzigartigkeit auszubauen.

Das neue Album "Alien Ocean" erscheint am 16. September und ist dann hoffentlich auch auf Vinyl in Deutschland erhältlich. Falls nicht, bitte bei der im Frühjahr 2017 anstehenden Europa-Tour Good Old Germany nicht vergessen und genügend Vinyl einpacken.






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Montag, 15. August 2016

MILD HIGH CLUB / Skiptracing

MILD HIGH CLUB? Es beginnt, als hätte ein hochzeitsgeplagter, dem Drogenkonsum nicht abgeneigter Alleinunterhalter, aus Verzweiflung über die Musikwünsche der Hochzeitsgäste, einen Song von Mac DeMarco adaptiert. Der Song nennt sich "Skiptracing" und gibt dem Album seinen Namen.


Das Erstaunliche ist, der Sound ist unglaublich geschmeidig und elegant! Vielleicht sieht der Sänger ja aus wie eine Verschmelzung aus Bryan Ferry und Mac DeMarco? Fort mit den Spekulationen, ab jetzt, wenn möglich, nur noch Fakten!

Der Kopf des Mild High Club ist Alexander Brettin, geboren in Chicago und jetzt ansässig in Los Angeles. Sein Debüt gab er im Januar 2015 mit der 45-Inch "Windowpane / Weeping Willow", mit der er bereits andeutete, dass der vom Jazz kommende und in einer Schulband einst als Flötist tätige Künstler für neue musikalische Wege aufgeschlossen ist. Das in L. A. ansässige Label Stones Throw Records erkannte das Potential des Musikers und brachte noch im selben Jahr das Debütalbum "Timeless" heraus, an dem Brettin drei Jahre lang gearbeitet hatte. Während der Arbeit an "Timeless" knüpfte Brettin Kontakte zu anderen Musikern, darunter solche Freigeister wie Ariel Pink, der auf "Timeless" bei "The Chat" die Vocals beisteuert und eingangs erwähnter Mac DeMarco.



Für das neue Album "Skiptracing" benötigte Brettin nur ein Jahr, was wie er verlauten ließ, besonders daran lag, dass er lernte loszulassen und seinen Songs und Sounds mehr Freiheiten gab. Dadurch ist "Skiptracing" einerseits deutlich abwechslungsreicher wie sein Vorgänger und andererseits in einen grazilen Flow eingebettet.



Der "neue" Mild High Club - wenn man die Facebook-Page betrachtet, umfasst er mittlerweile fünf Musiker - macht spacigen-psychedelischen JazzIndieFunk, der aus einer bisher unbekannten Galaxie in unser Musikuniversum vorgedrungen ist, um altebekannte Genres wie Jazz, Indie, Pop, und sogar Country (die wunderbar bekifftetste Pedal Steel-Gitarre aller Zeiten bei "Chasing My Tail") zu assimilieren.

Die Lead-Single "Homage" ist eine hyperelaxte federleichte Mid-Tempo-Nummer mit schrägen Keys und einem groovy Bass, die klingt, als wäre Ariel Pink Mitglied bei Steely Dan geworden. Der Song dürfte sogar in der Lage sein, das wuselige Treiben am Times Square in New York für 2:58 Minuten zu stoppen.



Die Faszination des ganzen Albums ist diese unglaubliche Erdung, die man erfährt, wenn man sich dem schlingernden Flow von "Skiptracing" aussetzt. Ähnlich wie in diesem Jahr, beim natürlich völlig anders klingenden Album "The Waiting Room" von den Tindersticks, schafft es Brettin, dass man das Drumherum ausblendet und den ganzen Scheiß beiseite schieben kann. Bei den Tindersticks funktioniert dies über die Schnittstelle Melancholie beim Mild High Club über eine intergalaktische Form der Relax-Hypnose. Wer z. B. bei "Kokopelli" nicht abschalten kann, dem dürfte nur noch ein schweres Anästhethikum helfen können.

Einer meiner Lieblingsautoren im Musikexpress, der Herr Weiland, schreibt in seiner Rezension als Abschlusssatz zu "Skiptracing": "Das nächste Album vom Mild High Club könnte ein Highlight werden". Ausnahmsweise muss ich widersprechen, denn "Skiptracing" ist eines der ganz großen Highlights in diesem schon bisher wirklich sehr gut verlaufendem Musikjahr. Herzlich wilkommen Herr Brettin im exquisiten Leierkasten-Club, wo sich bereits solche Größe wie Foxygen, Ariel Pink, The Unknown Mortal Orchestra, Iji und Mac DeMarco befinden.

Ach und übrigens nicht den MILD Hugh Club mit dem MILE High Club, auch MHC genannt, verwechseln! Beim MHC handelt es sich um den inoffiziellen Club, in den man automatisch aufgenommen wird, wenn man Sex in einem Flugzeug hätte. Laut Wikipedia idealerweise in einer Flughöhe von 1852 Meter. Es gibt keine Komplikationen, wenn man dabei ganz Laidback die Musik des Mild High Club hört ;-)

Tracklist:
01 Skiptracing
02 Homage
03 Cary Me Back
04 Tesselation
05 Head Out
06 Kokopelli
07 Whodunit
08 Chasing My Tail
09 Ceiling Zero
10 Skiptracing (Reprise)

Freitag, 12. August 2016

FIELD MOUSE / Episodic

Es war einmal eine Indieband aus London, die nannte sich The Field Mice. Sie lebte nur vier Sommer lang von 1987 bis 1991 und nur wenige können sich an deren Indie-Top-20-Hit "Sensitive" erinnern. Seit 2010 gibt es eine Band mit ähnlichem Namen aus den Vereinigten Staaten, die mit dem Major-Debüt-Album "Hold Still Life" 2014 erstmals meine Aufmerksamkeit erregte und mir mit ihren neuen Album "Episodic" nun helle Freude bereiten.


Aus der anfangs etwas ängstlich erscheinenden kleinen FIELD MOUSE ist nämlich ein veritabler Nager geworden, der nicht nur am Rock knabbert, sondern ordentlich Zähne zeigt. Was daran liegen könnte, dass "Episodic" von Hop Along's Joe Reinhardt in Philadelphia aufgenommen wurde und die haben ja mit dem letztjährigen hochgepriesenen Album "Painted Shut" bewiesen, wie man mit fetten und doch melodiösen IndieRock heutzutage bestehen kann. Field Mouse, bestehend aus Rachel Browne (Vocals, Gitarre), Andrew Futral (Gitarre), Saysha Heinzman (Bass), Tim McCoy (Schlagzeug) und Zoë Browne (Synthesizer, Gitarre) schlagen auf jeden Fall in die gleiche Kerbe wie Hop Along oder auch Big Thief, an deren Album "Masterpiece" ich in diesem Jahr schon mein Herz vergeben habe.

Mit "The Mirror" geht die vom anfänglichen Duo zum Quintett gewachsene Band direkt am Albumanfang in die Vollen. Ein treibender Song mit lauten Schrammelgitarren, feinen Breaks und Tempiwechseln und der bezaubernden Stimme von Rachel, die irgendwo zwischen Adrianne Lenker (Big Thief) und Hope Sandoval anzusiedeln ist. Wer den Vergleich zu Hope beim ersten Song noch nicht nachvollziehen kann, wird mir beim verträumten, aber dennoch ordentlich lärmenden "Half-Life" spätestens zustimmen. Wunderbar diese Gitarrenausbrüche inmitten einer DreamPop-Landschaft!



Das groovende "Acessory" lässt zu Beginn die Gitarren hinter den dominierenden Drums agieren, um sie allerdings später mit voller Wucht in die Schlacht zu werfen. Großartig, das angedeutete Gitarren-Soli im Schlussdrittel. Diese Band weiß zu überraschen!

Das anschließende "The Order of Things" klingt vielleicht etwas der Zeit hinterher, aber mit dem geschmeidigen "A Widow with a Terrible Secret", vielleicht dem stärksten Song des Albums, zeigt die Band, die sich aus Mitgliedern aus New York, Philadelphia und Pennsylvania speist, dass im US-IndieRock ab sofort mit ihnen zu rechnen ist.



Auch bei "Beacon" brennt das Feuer! Der Song braucht etwas länger, bis er sich in meine Gehörgänge klebt, sitzt dann aber perfekt. Das Spiel mit lauten und leisen Tönen ist eindeutig eine herausragende Stärke von Field Mouse. Normalerweise changiert die Volume in jedem einzelnen Song, man könnte nach der ersten Minute denken, "Over And Out" ist eine Ausnahme, aber dann erstaunt die Nummer durch die ansteigende Dramatik und lässt am Ende gar schwelgerische Gitarren erklingen, die mich an meine Lieblings-Dinos erinnern.

Das DreamPop-vs-Shoegaze-Konzept zieht sich wie ein roter Faden durch das Album, auch bei "Do You Believe Me Now", einem von einigen Kandidaten für die Indie-Disco und dem herrlich aufschäumendem "Never Would Have Known". Der Kontext des Albums steht, auch wenn der letzte Song "Out of Context" heißt, der mit einer fulminanten Noise-Attacke den perfekten Schlusspunkt setzt. Wird wohl auf ewig der letzte Song bei Live-Konzerten sein - was ich hoffentlich bald erleben darf ;-)



Tracklist:
01 The Mirror
02 Half-Life
03 Accessory
04 The Order of Things
05 A Widow with a Terrible Secret
06 Beacon
07 Over And Out
08 Do You Believe Me Now
09 Never Would Have Known
10 Out of Context