Labels

Dienstag, 30. September 2014

NEW SONGS Vol. 67: THOM YORKE ... KARIES ... TWEEDY ... YOU CAN'T WIN CHARLIE BROWN


THOM YORKE / Tomorrow’s Modern Boxes [LP] ... KARIES / Seid umschlungen, Millionen [LP] ... TWEEDY / Sukierae [LP] ... YOU CAN'T WIN CHARLIE BROWN / Diffraction/Refraction [LP]

---------------------------------

THOM YORKE / Tomorrow’s Modern Boxes [LP]


Scheint in Mode zu kommen, dass Alben nicht mehr groß angekündigt werden, sondern ohne Vorwarnung direkt online veröffentlicht werden. THOM YORKE jedenfalls veröffentlicht sein zweites Solo-Album stante pede über das Filesharing-Protokol BitTorrent. Für gemäßigte 6 Dollar gibt es 8 neue elektronische Tracks vom Radiohead-Chef, wobei man sich zum Appetit holen den stärksten Song "A Brain in a Bottle" kostenlos downloaden kann.

Prinzipiell
knüpft  "Tomorrow’s Modern Boxes" da an, wo "Eraser" 2006 aufgehört hat und genau da liegt das Problem des Albums, denn gerade vom Kreativling Yorke hätte ich mir etwas mehr Innovation gewünscht. Trotzdem ist das Album hörenswert, denn Yorkes weinerlicher Gesang und seine dezenten rollenden Beats funktionieren wieder wunderbar miteinander. Paradebeispiel: "Guess again".

Den schönsten Flow liefert "The Mother Lode" und die Idee, mit dem wie im Echostrudel gefangenen "Dududu" its einfach, aber brilliant. Schwebende Keys und tiefe Bässe gepaart mit Knistern (smells like Vinyl) dominieren "Nose grows some" und beim Instrumentalstück "Pink Section" trifft ein Bienengeschwader auf ein von Electronica betrunkenes Klavier.

Habe übrigens keine Einwände, wenn demnächst ein neues Radiohead-Album aus dem Nichts erscheint.


---------------------------------

KARIES / Seid umschlungen, Millionen [LP]

Keiner mag Karies! Für Freunde scheppernder, mit Dilettantismus kokettierender Punkmucke könnte sich dies allerdings durch die Combo KARIES aus dem Schwabenländle ändern. Millionen werden dem Quartett sicher nicht zu Füßen liegen, aber wer sich für Die Nerven begeistern kann und wer Die Toten Hosen für ihre Kommerzkacke und schaurigen Mitsing-Refrains verachtet, der kann mit Karies glücklich werden.

Das Album produziert vom Nerven-Mitglied Max Rieger erscheint am 2. Oktober bei This Charming Man. Und der nervige Schlagzeuger Kevin Kuhn trommelt übrigens auch bei Karies ...  Zweitjobs sind ja auch schwer im Kommen - für Punx aber doch eher ungewöhnlich ;-).



Karies - Abwärts (Pretty in Noise Premiere) von prettyinnoise

---------------------------------

TWEEDY / Sukierae [LP]

Wenn der Vater mit dem Sohne!

Jeff Tweedy
, seines Zeichens Mastermind von Wilco, und sein achtzehnjähriger Sohn Spencer am Schlagzeug veröffentlichen eine Doppel-LP mit 20 Songs, die für Romantiker und Träumer kaum Wünsche offenlassen.

Nicht erschrecken, denn der Einstiegssong, "Please Don't Let Me Be So Understood", ins Familienidyll der Tweedys ist alles andere als idyllisch, gerade so, als müsste erst Dampf abgelassen werden, um befreit weiter musizieren zu können. Danach wird es aber deutlich sanfter und gemächlicher. Tatsächlich kämpfen einige Songs beim ersten Hören mit dem Stempel "Nicht schlecht, aber ...", ehe sich die unzähligen kleinen Feinheiten aus den Kompositionen herausschälen.

Tipps für das Schälmesser: Das zurückgelehnte "Wait for Love", mit dem es Jeff endlich in die Whistle it!-Playlist schaffen wird. "Low Key" der Lennon-Gedächtnis-Song mit BeachBoys-Gesangsharmonien. Das beschwingte "Summer Noon", das verträumte Gitarrenfest "New Moon" und ganz besonders das PostRock-Stück "Down from Above".



---------------------------------

YOU CAN'T WIN CHARLIE BROWN / Diffraction/Refraction ([LP]

So liebe Herren von Alt-J, natürlich habt ihr mit dem neuen Album "This is all Yours" wieder ein feines Album abgeliefert, aber wenn Ihr denkt, ihr seid die Einzigen, die so gut mit Klicken und Klackern herumfrickeln, dann solltet ihr euch mal YOU CAN'T WIN CHARLIE BROWN  aus Portugal zu Gemüte führen.

Klar, die Portugiesen haben einen etwas reduzierteren Sound, der auch schon mal an Bon Iver erinnert, und es gibt nicht ganz so viel zu entdecken wie bei euch, aber vom Songwriting würde ich die Herren Afonso Cabral, Salvador Menezes, Luís Costa, David Santos, Tomás Sousa und João Gil auf Augenhöhe sehen. Hört euch doch mal zum Beispiel "Won't be Harmed" und "Fall for You" an. Hab ich doch gesagt, also wie wäre es mit einer Buchung des flotten Sechsers als Support für die Tour?





---------------------------------


Montag, 22. September 2014

NEW SONGS Vol. 66: WOODEN ARMS ... ALLAH-LAS ... MY BRIGHTEST DIAMOND ... CRUSHED OUT



WOODEN ARMS / December ... ALLAH-LAS / Worship the Sun [LP] ... MY BRIGHTEST DIAMOND / Pressure ... CRUSHED OUT / To Sing True of Love

---------------------------------

WOODEN ARMS / December


Jetzt wo der Herbst einzieht, kann man sich ja auch schon mal notgedrungen mit dem Winter befassen.

Das britische Sextett von WOODEN ARMS bringt auf jeden Fall mit dem von Geigen und Klavier getragenem Song "December" alles mit, um den Hörer mit einem Lächeln auf den Lippen, Schals, Handschuhe und Fellmützen aus dem Keller zu holen. So wärmend wie ein offenes Kaminfeuer in eisiger Winternacht. Habe aber trotzdem nichts dagegen, wenn sich der kommende Winter ein Beispiel an dem Winter vom letzten Jahr nimmt ;-).

Kleine Warnung an Freunde klar erkennbarer Songstrukturen, sprich radiotauglicher Musik:

"December" ist in dieser Hinsicht auf dem Album "Tide" eher die Ausnahme. Prinzipiell folgt die Band eher einem künstlerischen Ansatz zwischen Klassik und Pop, bei dem Klang und Atmosphäre vor Melodie und Refrain steht. Passend dazu, das hochästhetische Video zu "December".


---------------------------------

ALLAH-LAS / Worship the Sun [LP]


Vom erst kürzlich vorgestellten Nick Waterhouse bereits 2012 für sein Label PRES RECORD verpflichtet und produziert, schicken sich die ALLAH-LAS nun unter dem Plattenlabel Innovative Leisure mit ihrem zweiten Album "Worship the Sun" an den Vormarsch, warmen Retrosound aus dem sonnigen Kalifornien zu verbreiten. Im Gegensatz zu ihrem Produzenten steht allerdings nicht die Stimme, sondern der Klang/Sound der Instrumente im Vordergrund. Einen origialgetreueren Vintage-Garage-Rock-Sound zwischen Surf- und Psychedelic-Pop bekommt im Moment niemand hin!

Anspieltipps neben "501-415" und "Buffalo Nickel" sind der heimliche Hit "De Vida Voz" und das schrammelige, die sehr frühen Stones rezitierende, "Follow you Down". Und für die letzten Grillabende empfiehlt sich uneingeschränkt die Pedal Steel Guitar- Instrumentalnummer "Yemeni Jade"!






Allah-Las - Buffalo Nickel on MUZU.TV.
---------------------------------

MY BRIGHTEST DIAMOND / Pressure


Beim Erstkontakt mit MY BRIGHTEST DIAMOND wusste ich mit der Musik nicht wirklich etwas anzufangen. Irgendwie seltsame Musik, so konstruiert, so ungewöhnlich in der Instrumentierung und dieser komische fast opernhafte Gesang! Aber irgendwie stieß ich im Netz immer wieder zufällig auf Songs von Shara Worden und bei "Pressure" hat es dann irgendwann Klick gemacht.

Fakten: Shara Worden arbeitete bereits mit Bands wie The Decemberist und Sufjan Stevens. "This is my Hand" ist bereits das vierte Studioalbum der Multiinstrumentalistin und Singer/Songwriterin. Musikalische Parallelen zu Annie Clark, alias St. Vincent, die ja ebenfalls schon mit Sufjan Stevens musizierte, sind augenscheinlich und nicht von der Hand zu weisen 

Kleiner Tipp: Laut und am besten mit Kopfhören genießen!


My Brightest Diamond - "Pressure" (Official... von scdistribution
---------------------------------

CRUSHED OUT / To Sing True of Love


Bei unserem neuen Video zu "To Sing True of Love" trifft psychedelischer Spaghetti-Western auf mystische persische Poesie" meint im Paste-Magazin der männliche Part des in Brooklyn beheimateten Duos CRUSHED OUT Franklin Hoier. Der Song handelt von zwei Personen, die gemeinsam durch eine Wüste wandern und sich beide mit der Frage beschäftigen "Does it take a wounded heart to sing true of love?” Und es stellt sich die Frage, was wichtiger ist, die Frage oder die Antwort.

Western-Surf-Rock, Country-Folk-Blues oder Post-Americana, ganz egal, wie man die Musik vom Ehepaar Franklin Hoier (Gitarre, Gesang) und Mosel Spiller (Schlagzeug, Gesang) auch bezeichnet, man sollte ihr auf jeden Fall Gehör schenken.

Das Album "Teeth" mit 9 weiteren exzellenten Tracks gibt es unter: https://crushedoutmusic.bandcamp.com/album/teeth


---------------------------------





Mittwoch, 17. September 2014

NEW SONGS Vol. 65: ELECTRIC WÜRMS ... KAT EDMONSON ... KAREN O... LIA ICES

ELECTRIC WÜRMS / I could only see clouds ... KAT EDMONSON / Oh my Love + Rainy Day Woman ... KAREN O / Rapt ... LIA ICES / Higher

---------------------------------

ELECTRIC WÜRMS / I could only see clouds


Bevor es in den New Songs dieses Mal um drei sehr unterschiedliche weibliche Künstler geht, zu einer Band mit dem vortrefflichen Namen ELECTRIC WÜRMS und dem noch vortrefflicherem Albumtitel "Musik, die schwer zu twerk".

Über Wayne Coyne, den Fontmann von The Flaming Lips, weiß man mittlerweile, dass dort, wo bei anderen Menschen im Hirn Sicherungen Pfade und Windungen blockieren, nichts als freie Bahn herrscht. Oft findet Coyne auf diesen irren Wegen Sounds oder sogar Musik. Warum er nun diesen neuen Trip nicht mit den kompletten Flaming Lips, sondern nur mit Flaming Lips-Kollege Steven Drozd und einer Schar anderer Bekloppter (Linear Downfall) als Sideprojekt gestartet hat, kann man wahrscheinlich nur herausfinden wenn man Pilze kaut oder an synthetisches CPH4 kommt.

Auf jeden Fall ist das, was dabei herauskommt, wieder sehr ungewöhnlich, nicht leicht zu verdauen, aber hochinteressant und der Song "I could only see Clouds" hat sogar so etwas wie eine Melodieführung.



---------------------------------

KAT EDMONSON / Oh my Love + Rainy Day Woman

Die Texanerin KAT EDMONSON machte 2002 bei der zweiten Staffel von American Idol mit und platzierte sich unter den letzten 48 Teilnehmern. Eigentlich muss man nach dieser Vorgeschichte davon ausgehen, dass sie nun bei Firmenevents oder in riesigen Einkaufs-Malls Liedchen schmettert, aber nein, es kann auch anders kommen:

2009 debütierte die Dame mit der außergewöhnlichen Stimme mit einem selbfinanzierten JazzSinger-Album "Take to the Sky", welches in den USA tatsächlich die TOP20 in den Jazz-Charts enterte. 2012 folgte der zweite Streich "Way Down Now", wo weiterhin Jazz dominiert, aber schon einige Einflüsse aus dem Folk und Pop erkennbar sind.

2014, mit dem neuen Album "The Big Picture" fusioniert die Dame, die auf dem Cover aussieht wie Twiggy, die Genres Pop, Jazz und Folk nun extrem gekonnt. Sie selbst nennt ihren Sound VintagePop und die Kategorisierung passt ganz gut, denkt man bei "Oh my Love" doch an die große Sängerinnen der Sixties (Ella Fitzgerald, Nina Simone, etc.) und bei "Rainy Day Woman" an den swingenden RetroPop der seeligen Amy. Auch Rocker haben romantische Momente ,-)!





---------------------------------

KAREN O / Rapt

KAREN O, hauptberuflich bei den Yeah Yeah Yeahs beschäftigt, hatte in den Jahren 2006 und 2007 wohl eine in sich gekehrte Phase, in der sie keine Lust auf lärmende Gitarren und Rock hatte. Stattdessen nahm sie Zuhause in New York, nur mit Klampfe und Liebeskummer bewaffnet, Songs auf, die in ihrer Direkt- und Nackheit an das Debütalbum der Küchenproduzentenschwestern CocoRosie erinnert.

Nicht alle Songs auf "Crush Songs" treffen so direkt ins Herz wie "Rapt", manche kommen über den Demo-Songs-Charakter auch gar nicht hinweg, aber im Ganzen funktionieren sie dann doch auf diesem betörnend schlichten LoFi-Album. Man wird es entweder lieben oder hassen - vielleicht auch abhängig von der eigenen (Liebes-)Gefühlslage.



---------------------------------

LIA ICES - Higher

Und weil alle guten Dinge drei sind, noch ein Dame, die Aufmerksamkeit verdient. 

Die als Lia Kessel in Chicago geborene Singer/Songwriterin LIA ICES veröffentlichte soeben ihr drittes Album "ICES" auf Jagjaguwar, das sich im großen und ganzen dem Thema Fliegen widmet.

Auch musikalisch erhebt sich die Amerikanerin über Stilgrenzen hinweg. Es gibt erstaunlich rockige Gitarren und Ethno-Beats à la M.I.A. wie in "Higher", schwebende atmosphärische SynthiPop-Balladen wie bei  "Love Ices Over" oder "Magick" oder orientalische Drums beim smooth groovenden "Tell me".



Lia Ices - "Higher" (Official Video) von scdistribution

---------------------------------




Freitag, 12. September 2014

NEW SONGS Vol. 64: D.D DUMBO ... ARIEL PINK ... BAADER MEINHOF ... PS I LOVE YOU

D.D DUMBO / Walrus & Tropical Oceans ... ARIEL PINK / Put Your Number In My Phone ... BAADER MEINHOF / Baader Meinhof [Expanded LP] ... PS I LOVE YOU / For those who Stay [LP]

---------------------------------

D.D DUMBO  / Walrus & Tropical Oceans

Hallelujah, da hat der Rolling Stone Weekender aber wieder was sehr Feines ans Tageslicht gezerrt! Vom ersten Song "Walrus" bin ich schlicht hingerissen und von "Tropical Oceans" begeistert.

Hinter dem Künstlernamen D.D DUMBO steht der australische Musiker Oliver Hugh Perry, von dem vor kurzem als Debüt die 5-Track-EP "D.D Dumbo" ("Walrus" gibt es noch nicht auf einem Tonträger) erschien. Da sich eine allumfassende Beschreibung für seine Musik nicht finden lässt, nennen wir es einfach mal rhythmischen ExperimentalOrientalBluesPop, was der junge Mann da mit seiner Stimme, seiner Gitarre, einem Sampler, einem simplen Drum-Set und selbstgebastelten Pedalen erzeugt. Perrys Musik ist sehr außergewöhnlich, lediglich Django Django kommen mir ins Gedächtnis, ansosnsten kenne ich nichts Vergleichbares - was schon etwas bedeutet, wenn ich das mal so sagen darf.

Dass Dumbo richtig groß werden kann, liegt irgendwie in der Luft, das unterstreichen auch die letzten Support-Konzerte für Tame Impala und St. Vincent. See you at the Weekender!





---------------------------------

ARIEL PINK / Put Your Number In My Phone

Schade, schade, Ariel Pink's Haunted Graffiti ist vorerst Geschichte, denn Mastermind ARIEL PINK (bürgerlich Ariel Marcus Rosenberg) hat für November sein Solo-Debüt angekündigt.

Erste Geschmacksprobe vom Doppel-Album "pom pom" ist "Put your number in my phone" eine zuckersüß-schmalzige verschrobene WeirdPop-Nummer, genau das Richtige für alle verliebte Querhörer. Ab 2:12 talkt die Angebetete übrigens ;-)


Ariel Pink - Put Your Number In My Phone on MUZU.TV.
---------------------------------

BAADER MEINHOF / Baader Meinhof [Expanded LP]

1996 habe ich meines Wissens nicht im Koma gelegen, aber dieses Solo-Album von Auteurs-Bandleader Luke Haines unter dem Namen BAADER MEINHOF ist damals völlig an mir vorbeigegnagen und erst jetzt 18 (!) Jahre später, wo das Prachtexemplar in einer Expanded Edition veröffenlicht wird, haben wir zueinander gefunden.

Haines erzählt die Geschichte der ersten Generation der Roten Armee Fraktion, die in den 70er Jahren die Bundesrepublik Deutschland terrorisierte. Inhaltlich sucht er nach Gründen, welche die Gruppe inspiriert haben könnte und setzt dabei musikalisch auf klassische Singer/Songwriter-Strukturen sowie formidable Melodien.

Das Album wurde neu remasterd und erschien nun mit vier bisher unveröffentlichten  Remixen und dem Bonus-Track "I've been a fool for you". Höchste Zeit für alle, die wie ich noch nie von diesem Album gehört haben, um das verschollene Meisterwerk zu heben!






---------------------------------

PS I LOVE YOU / For those who Stay [LP]

Ja, klar denkt bei diesem Bandnamen jeder an das schnulzige Filmdrama aus dem Jahre 2007, aber zur Verteidigung des Duos PS I LOVE YOU aus Kanada muss man erwähnen, dass die Band bereits seit 2006 existiert und ich nicht davon ausgehe, dass die Herren Paul Saulnier (Lead Vocals, Guitar, Bass) und Benjamin Nelson (Drums, Percussions) das bereits 2004 erschienene Buch gelesen haben - zumindest hat der extrem mit kreischenden Gitarren versehene IndieRock der beiden nur sehr unterschwellig etwas Romantisches.

"For Those Who Stay" ist das dritte Album der Kanadier und wunderbar unvollkommen. Eigentlich kann Sänger Paul nämlich gar nicht wirklich singen und die Gitarren klingen immer etwas daneben, aber ähnliches gilt ja auch für Dinosaur JR. Und zu diesem Verweis gibt es noch eine Parallele: Songwriting können die beiden!

Zwei Herren mit Humor und Selbstironie, mit denen ich gerne einmal einen Abend mit kaltem Gerstensaft verbringen würde!

Anspieltipps: "Hoarders", "More of the Same" und "For Those Who Stay".




---------------------------------




Dienstag, 9. September 2014

NEW SONGS Vol. 63: STURGILL SIMPSON ... NICHOLAS ALLBROOK ... FOXYGEN ... SPEEDY ORTIZ

STURGILL SIMPSON / Metamodern Sounds In Country Music [LP] ... NICHOLAS ALLBROOK / Ganough, Wallis & Fatuna [LP] ... FOXYGEN / Cosmic Vibrations ... SPEEDY ORTIZ / Real Hair [EP]

---------------------------------

STURGILL SIMPSON / Metamodern Sounds In Country Music [LP]

Vorneweg, der Name des Albums "Metamodern Sounds In Country Music" ist Programm. Bisher ist der Mann mit dem ungewöhnlichen Vornamen STURGILL für mich ein völlig unbeschriebenes Blatt. Tante Google verrät mir, dass er 2013 sein erstes Album "High Top Mountain" veröffentlicht hat und das jetzt in meine Hände gefallene Album sein zweites ist.

Herr Simpson wurde mit dem nicht ungewöhnlichen ersten Vornamen John (Sturgill ist sein zweiter) 1978 in Jackson in Kentucky geboren. Er machte zwar immer Musik und begann schon mit 8 Jahren Gitarre zu spielen, aber erst 2004 wagte er sich bei einem Festival in Oregon mit der Bluegrass Band Sunday Valley vor ein größeres Publikum. Aber irgendwie klappte es nicht mit der Musik und er stoppte die Musikerkarriere und arbeitete in einem stinknormalen Job im Management der Bahn.

Er begann den Job zu hassen und fing wieder an mit seiner Band zu musizieren. 2012 verlässt er die Band und arbeitet an seinem ersten Solo-Album, welches noch sehr in traditionellen Strukturen steckt. Mit "Metamodern Sounds In Country Music" wagt Sturgill die gängigen Strukturen des Genres feinfühlig aufzubrechen. Besonders der letzte Song des Albums "It ain't all Flowers" gibt vor, wohin die Reise des Herrn Simpson im Extremfall noch führen könnte. Für mich bisher einer der besten Songs des Jahres!




---------------------------------

NICHOLAS ALLBROOK / Ganough, Wallis & Fatuna [LP]

Pond-Frontmann und Ex-Tame Impala-Member NICK ALLBROOK wandelt erstmals auf Solopfaden! Seit dem 5. September ist das Album "Ganough, Wallis & Fatuna" erhältlich (bisher nur über iTunes) und wer Nick einmal live erleben durfte, der wird sich verwundert die Ohren reiben, wie sanft sein erstes Soloalbum klingt.

Selbstverständlich bleibt Allbrook schräg und psychedelisch wie mit seiner Band Pond, aber es sind leise verquerte Weisen, geradezu zarte Töne, die der Australier anstimmt. "100 k's 'round carmel", der erste mit bewegten 3D animierten Bildern untermalte Song, ist ein Paradebeispiel dafür, wie Nick auf "Ganough, Wallis & Fatuna" agiert: Ein sanft den Rhythmus vorgebendes Schlagzeug, eine wie betrunken vor sich hin wabbernde Gitarre und, nicht bei allen Songs, aber oft eingesetzte, hohe Kopfstimme à la Prince.

Man muss sich auf jeden Fall erst reinfinden in den Soundkosmos des Herrn Allbrook, aber wenn man mal drin ist, bereitet es wie immer ein riesiges Vergnügen.

Anspieltipps: "Tramadol With Fear", "Riplui" und mein Favorit der von einem smart blubbernden elektronischen Beat transportierte über 7 Minuten lange "Randolph Stevens".





---------------------------------

FOXYGEN / Cosmic Vibrations

Mit "Cosmic Vibrations" gestatten FOXYGEN den zweiten Ausblick auf das am 14ten Oktober erscheinende neue Album. Und da ist es wieder dieses zärtliche Gefühl, das mich mit dieser Band verbindet, die, da bin ich mir ganz sicher, irgendwann ein absolutes Meisterwerk abliefern wird - vielleicht ja schon am 14ten Oktober!


---------------------------------

SPEEDY ORTIZ / Real Hair [EP]

Vier allerfeinste IndieRock-Stücke der Band SPEEDY ORTIZ aus Northampton (Massachusetts) kann man für knapp 3 Dollar auf deren Bandcamp-Page erwerben. Und ich empfehle hiermit dringend dies zu tun, denn das Quartett um Sängerin Sadie Dupuis beherrscht exzellentes Songwriting und schmiedet wunderbare Melodiebögen.

"American Horror": Feinster Horror mit kreischenden Gitarren und niedlichem Mädchengesang ;-)

"Everything's Bigger": Madam Dupuis phrasiert zu einem Sound, der zwischen laut und leise changiert.

"Oxypal": Der Bass brummt und die Gitarre verfängt sich zwischen Prog- und KrautRock. Lässt mich daran denken, dass Kim Deal ein neues Album für die Breeders angekündigt hat!

"Shine Theory": Wie die anderen Songs auch, ausgestattet mit allem, was guter IndieRock braucht - prima!


---------------------------------




Dienstag, 2. September 2014

NEW SONGS Vol. 62: NICK WATERHOUSE ... NÖRD ... LILY & MADELEINE ... PHILLIP BOA AND THE VOODOOCLUB

NICK WATERHOUSE / Holly [LP] ... NÖRD / Drogen ... LILY & MADELEINE / The Wolf is free... PHILLIP BOA AND THE VOODOOCLUB / Standing Blinded On The Rooftops

---------------------------------

NICK WATERHOUSE / Holly [LP]


Auf einigen Bildern schaut der amerikanische Singer, Songwriter und Gitarrist NICK WATERHOUSE wie die Reinkarnation von Buddy Holly, auf anderen wie ein braver amerikanischer Student aus den spießigen sechziger Jahren, bevor die Generation Woodstock Kopf und Haare durcheinanderwirbelten. Und ausnahmsweise trügt der Schein nicht, denn die Musik von Waterhouse ist fest verwurzelt im Rhythm & Blues und Soul & Jazz der sechziger Jahre.

Ähnlich wie Amy Winehouse scheut er sich nicht, seinen immer sehr swingenden Songs eine ordentliche Dosis Pop mit auf dem Weg zu geben und überzeugt mit einer Produktion in High-End-Qualität. Die Songs auf seinem zweiten Longplayer "Holly" ebenso wie sein Gesangsstil sind sehr klar strukturiert, auch gerade, weil immer wieder Überraschendes in ihnen passiert - z. B. das expressive Saxophonsolo im Song "Dead Room" oder der rollende Gitarren-Groove in "This is a Game", der an das legendäre "Green Onions" erinnert.

Weitere Anspieltipps:
Das zum Tanzen und gute Laune zwingende Groove-Monster "Ain't There Something That Money Can't Buy", das mit eleganten Bläsersätzen aufwartende "Holly" und einschmeichelnde "Sleeping Pills".

Ausfälle wird man auf "Holly" vergeblich suchen und ganz sicher werden sich die Lieblingslieder auf diesem sehr abwechslungsreichen Album beim Hörer immer wieder ändern!





This Is A Game
von Nick Waterhouse auf tape.tv.


---------------------------------

NÖRD / Drogen

So ähnlich müsste es eigentlich klingen, wenn die Türen mal mit Deichkind was zusammen machen.

Meine erste Reaktion auf den Song "Drogen" der Berliner Band NÖRD: Heilige Scheiße, was ist das denn? Dann noch mal gehört, und dann "Drogen" direkt im Vorratspack mit zwei feinen Remixen von Samuel Fach und Dan Caster gekauft.

Wer auch mal ganz legal "Drogen" kaufen möchte, ist hier an der richtigen Stelle!


---------------------------------

LILY & MADELEINE / The Wolf is free

So richtig begeistern konnten mich die beiden singenden Schwester LILY & MADELEINE mit ihren bisherigen beiden Alben "The Weight of the Globe" und "Lily & Madeleine" noch nicht. Schöne feingeistige Musik, aber es blieb nicht wirklich hängen und war zu austauschbar.

Der erste veröffentlichte Song "The Wolf is free" vom im Oktober erscheinenden dritten Album "Fumes" sorgt aber dafür, dass ich das FolkPop-Duo aus Indianapolis wieder im Visier habe. Sehr feine ätherische Nummer, die den ehe schon im Anmarsch befindlichen Herbst näher kommen lässt und dafür sorgen könnte, dass First Aid Kit nicht mehr Alleinherrscher im Reich der singenden Schwestern bleiben.

Lily & Madeleine - The Wolf is Free


---------------------------------

PHILLIP BOA AND THE VOODOOCLUB / Standing Blinded On The Rooftops

Wie viele Alben hat die deutsche Indie-Kultfigur PHILLIP BOA eigentlich mittlerweile veröffentlicht? "Bleach House" ist das 17te reguläre Studioalbum!

Es ist  kein Meisterwerk wie "Aristocracie" aus dem Jahre 1986 oder "Copperfield" von 1988, aber sein schlechtestes ist es bei Leibe auch nicht. "Standing Blinded On The Rooftops" hat den Boa-typischen Mitsing-Refrain die verhaltenen verschrammelte Rhythmik, also alles, was der eingefleischte Boa-Fan braucht.

Auf dem Album "Bleach House" - das wirklich etwas braucht bis es Wirkung erzielt - stechen als weitere Höhepunkte die Songs "Kill the Future", "Bleach House", das sanftmütige "Are you the One from Heaven" und das krawallige "Beatsey Youth".

Die oft eingebundene weibliche Gesangstimme auf "Bleach House" stammt übrigens nicht von Pia Lund, auch wenn sie sich genauso anhört, Pia hat sich vom Voodooclub getrennt, sondern von einer Dame namens Pris. Der Name ist laut einem Interview mit Boa angelehnt an die Figur aus dem fantastischen Blade Runner-Film, mehr ist über die Neubesetzung allerdings nicht zu vernehmen.


---------------------------------