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Freitag, 17. Januar 2014

MOGWAI / Rave Tapes

Ach du liebe PostRock-Güte! Kaum ist das neue Jahr ein paar Tage alt, darf man sich schon wieder auf ein neues, das mittlerweile achte, Studioalbum der schottischen Post-Rocker Mogwai freuen.

Das gefeierte letzte Album "Hardcore Will Never Die, But You Will" ist zwar schon drei Jahre alt, aber die Schotten waren 2013 überhaupt nicht geizig, denn schließlich veröffentlichten sie neben der EP "Earth Divison" den fulminanten Soundtrack zur TV-Serie "Les Revenants" (The Returned).

Beides, sowohl Soundtrack als auch die von Canal+ produzierte Serie, sind absolut empfehlenswert. Die Soundgebilde funktionieren zwar auch gut ohne die Bilder, schließlich machen Mogwai eigentlich immer Alben, die wie ein Soundtrack funktionieren, aber wie in der Serie über die Musik unheimliche Atmosphären erschaffen wird, ist schon sehr beeindruckend. Die zweite Staffel von "The Returned" wird gerade gedreht und ich hoffe natürlich inständig, dass die Schotten sich ein zweites Mal dem Bildmaterial annehmen und es musikalisch unterstreichen.



Das neue Album "Rave Tapes" wurde in Glasgow im eigenen Studio mit dem treffenden Titel "Castle Of Doom" aufgenommen und ist wieder das geworden, was die stetig wachesende Fangemeinde des Quintetts erwartet: Breitwandgitarren, allerdings nicht so präsent wie zuletzt, epische Soundgebilde, die wie auf Knopfdruck Bilder im Kopf entstehen lassen und dieses Mal verstärkt, aber dennoch dezent, der Einsatz elektronischer Sounds ("Remurdered").



Das neue Werk startet mit "Heard About You Last Night" mit perkursiven glockenartigen Klängen, zu denen sich temporär die Mogwai-typischen Gitarrenklänge gesellen. Welcome to the Mowai-Dreamworld!

"Simon Ferocious", das elektronischste Stück des Albums, verzückt mit verzerrten Gitarren, einem vordergründig agierenden schläfrigen Schlagzeug und rechtfertigt tatsächlich in gewisser Weise den verwirrenden Titel des neuen Albums. Wäre wirklich mal mutig, wenn ein Rave-DJ zu später Stunde den Titel den Tanzwütigen eines Electro-Clubs vor den Latz knallen würde.

"Remurdered" wurde ja bereits als Apettithappen vorveröffentlicht und sorgte wegen verstärkt eingesetzter elektronischer Effekte für Irritationen bei Puristen. Aber die Bedenken wurden bestimmt schon bei Seite gelegt, denn das Stück ist fabelhaft und in seiner Dramaturgie mit das Beste, was Mogwai  bisher veröffentlicht hat. Außerdem sollte es doch eigentlich völlig egal sein, wie Sounds erzeugt werden! Ich erinnere mich da an ein schreckliches Interview in der Musikpresse, wo Daft Punk sich seitenweise darüber ausließen, wie sie welchen digitalen Sound erschaffen haben, damit er dann warm und analog klingt. Gääääähn, ist mir völlig wurscht!



Leider etwas kurz geraten, lediglich 2:35 Min, ist der feine Gitarre-auf-Gitarre-Track "Hexon Bogon". Das nächste Stück "Repelish" irritiert mit einer Sprechstimme, die über Led Zeppelins vermeintliche satanische Botschaften referiert. Vorlage war eine Aufnahme eines christlich geprägten Radiosenders aus den 70er Jahren. Da der Urheber des Originals nicht ausfindig gemacht werden konnte, ließen Mogwai den Monolog von einem Freund nachsprechen, um ihn für den Song zu verwenden. Die Beklemmung, die "Repelish" verbreitet, wird mit dem darauffolgenden Stück "Master Card" mit  lange klingenden Keybordklängen und einer sägenden Leadguitar schnell vom Hof getrieben.

"Deesh" funktioniert wie ein Jam. Ganz langsam, an der Grenze zur Behäbigkeit, bläst sich der Song auf, ohne das Gaspedal wirklich voll durchzudrücken und beschallt den Hörer mantraartig. Eine Nummer, die zwar nach 5:33 Minuten endet, die aber ohne Schwierigkeiten bis gegen unendlich ausgedehnt werden könnte.

Auch auf "Rave Tapes" gibt es wieder einen Song mit Gesangsspur. "Blues Hour" eignet sich ideal als Soundtrack für die mitternächtliche Stunde, die Lichter sind gedämpft oder erloschen, störender Alltagslärm ist verstummt und nichts stört das Eintauchen in die sanfte etwas mehr als 6 Minuten dauernde Blues-Stunde.



Das Album endet mit dem Orgel umwabbernden, leichtfüßigen "No Medicine For Regret" und der seltsam stolpernden sich dahinschleppenden Nummer "The Lord Is Out Of Control", bei dem eine stark elektronisch verfremdete Gesangsspur eine mystische Atmosphäre erschafft - könnte man bestimmt ideal für die Fortsetzung von "The Returned" verwenden. Überhaupt hört sich das Album an, als hätten die Schotten die Serie nicht nur vertont, sondern auch gesehen und daraus Inspiration geschöpft - zumindest lassen einige Songtitel darauf schließen.

Für Mogwai-Neueinsteiger sei darauf hingewiesen, dass man Mogwai UNBEDINGT bei hoher Lautstärke genießen MUSS!

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