Labels

Montag, 18. November 2013

HELLOGOODBYE / Everything is Debatable

Jetzt wo die Winterdepression vor der Tür steht, ist es ideal, wenn man ab und an so gut gelauntem  hymnischen IndieSynthiPop lauschen kann, wie ihn die Band HELLOGOODBYE aus dem sonnigen Kalifornien zelebriert.

Begonnen hat alles 2001, als Forrest Kline mit seinem Kumpan Jesse Kurvink damit anfing, am Computer eigene Songs zu basteln und aufzunehmen. Was anfangs nur unter Freunden Anklang fand, wurde durch die Interneplattform MP3.com schnell bekannt und beliebt, und so blieb es nicht aus, dass die Band sich auch live beweisen musste. Für die Konzerte stießen die Musiker Aaron Flora (Schlagzeug) und Bassist Marcus Cole als Unterstützung zur Band und wurden schon kurz danach vollwertige Bandmitglieder.

2004 nimmt dann das Plattenlabel Drive-Thru Records die Band unter die Fittiche, allerdings wird den schrägen Vögeln großer Spielraum eingeräumt, so zeichneten sie neben der Musik z. B. auch für das zugehörige Artwork der ersten EP ("Hellogoodbye", 2004) verantwortlich. 2006 erschien das Debütalbum "Zombies! Aliens! Vampires! Dinosaurs!", welches in den USA auf Platz 13 und sogar im vereinigten Königreich auf Platz 17 schaffte.

Schon vor der Veröffentlichung des ersten Albums war Schlagzeuger Aaron Flora ausgestiegen, es folgten zahlreiche Umbesetzung im Laufe der Jahre und 2008 verließ sogar Gründungsmitglied Jesse Kurvink die Band, um sein Studium abzuschließen. Einziges beständiges Mitglied, da das eigentliche Mastermind hinter Hellogoodbye, blieb der deutschstämmige Forrest Kline.

Mulitinstrumenatalist Kline (Guitar, Keyboards, Vocals, Ukulele, Banjo, Bass Guitar, Mandolin) hat nach dem gefloppten zweiten Album ("Would It Kill You", 2010), wo Kline die Fans mit der Abkehr vom gewohnten Sound verstörte, das zu sinken drohende Schiff wieder auf Kurs gebracht, denn Album Nummer drei "Everything is Debatable" segelt ziemlich souverän durch IndiePop-Gewässer.

Der Opener "And Everything Becomes a Blur" mit seinen Weihnachtsglöckchen, dem stolpernden Beat, den 8-bit Sound-Effekten und den hymnischen Chorgesängen versprüht gleich zu Beginn so viel gute Laune, dass man die Lautstärke unweigerlich entprechend hochfährt. Da sich MGMT ja mehr oder weniger selbst verboten haben Hymnen wie "Kids" und "Time to Pretend" zu machen, darf Hellogoodbye gerne in diese Lücke stoßen.

Die Songstrukturen bei "
(Everything Is) Debatable" erinnern mich an Phoenix, der Sound eher an Bands wie Passion Pit und M83 und stimmlich erkenne ich Parallelen zu Paddy McAloon von Prefab Sprout. Das alles spricht für intelligente Popmusik und da der Song auch noch höchst tanzbar ist, wandert er in meine Bestenauswahlliste für 2013!



"The Magic Hour is now" ist ein wunderbar schwulstiger Popsong mit einem 1A-Zuckerwatte-Refrain, der bei Verliebten wahrscheinlich die Hormone völlig ausser Kontrolle geraten lässt. Da passt es perfekt, dass der nächste Titel "Swear You're in Love" heißt und einfach da weiter macht, wo der vorherige Song aufgehört hat. In mir verfestigt sich der Gedanke, dass sich Paddy McAloon nun doch zur Ruhe setzen kann, das neue Album "Crimson/Red" ist nicht schlecht, aber Hellogoodbye sind deutlich besser produziert und, sorry Paddy, haben auch die besseren Melodien.



Bei "
Summer of the Lily Pond" verlässt Kline die süßen Harmonien und catchy Hooklines und arbeitet mehr mit Breaks und einer deutlich vertrackteren Komposition. Allerdings hätte in diesem Fall den sanften Vocals eine etwas weniger überbordentes Arrangement besser gestanden.

"Just don't let go just don't" schlägt in die gleiche Kerbe wie "And Everything Becomes a Blur": Einfacher Drum-Beat, exakt getimte Dramaturgie, fertig ist die Pop-Hymne zum Mitsingen. Und wieder zeigt sich, wie perfekt es Kline beherrscht, elektronische Sounds sehr organisch klingen zu lassen.



Die melancholische Ballade "I Don't Worry (As Much As I Should)" wird geführt von einer sanften Pianospur und temporär durch einen sanften Beat und Geigen ergänzt. Das einzige Stück auf der Platte, wo man in der Melodie schwelgen kann, ohne, dass das Tanzbein wippt.

"How Wrong I Can Be" erhöht das Tempo zwar wieder, etwas bleibt aber trotzdem im Pophimmel voller Geigen. Wirklich fein, wie Herr Kline schwelgerische Keys und Drums verbindet. "An external Force" gibt dann wieder Vollgas, Kline klingt stellenweise wie Brain Molko von Placebo und die Beats werden gnadenlos abgefeuert und passen wunderbar in jede NuDisco. Genau wie "Die Young, Die Dumb; Not Soon". Ein 8-Bit-Feuerwerk, mit dem man wild abfeiernde Youngster in der IndieDisco zum Schwitzen bringen kann.

Beim letzten Song des Albums, "A Near Death Experience" waagt Kline einen Ausflug in elektronische DreamPop-Gefilde à la Antlers. Ein passender Abschluss für ein zuckersüßes schmackhaft klebriges Popgebilde, welches Kline für mich zum Zuckerbäcker des Jahres erhebt. So und jetzt erstmal Zähneputzen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen