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Donnerstag, 21. November 2013

NEW SONGS Vol. 30: JONATHAN WILSON ... GENTLEMEN ... RYAN HEMSWORTH ... THE BALCONIES



JONATHAN WILSON / Dear Friend ... GENTLEMEN / Late Nacht ... RYAN HEMSWORTH / Against a Wall ... THE BALCONIES / The Slo


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JONATHAN WILSON / Dear Friend

Was anfängt wie ein Walzer, geht über in ein ProgRock-Epos, von mehr als 7 Minuten Länge und  beinhaltet alles, was Genesis seit "The Lamb Lies Down on Broadway" (1974!) nie mehr hinbekommen haben. Stilistisch zeigt Wilson auf seinem neuen Album "Fanfare" gekonnt, dass sich Folk, ProRock, Jazz, Country und ein funky Groove ("Fazon") erstaunlich gut vertragen!

Welches Standing der Mann aus North Carolina mittlerweile in der Branche hat, zeigt die illustre Schar der auf dem Album mit Gastauftritten vertetenen Größen: Graham Nash, David Crosby, Jackson Browne, Josh Tillman (Father John Misty) und Patrick Sansone (Wilco)!



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GENTLEMEN / Late Nacht

Achtung, der Name birgt eine hohe Verwechslungsgefahr mit dem deutschen Reggaemusiker Gentleman, aber das "e" macht den Unterschied. Dieser Gentlemen macht psychedelischen GrungeRock, ist keine Einzelperson, sondern eine fünfköpfige Band aus London und das Video zu "Late Night" ist einer meiner Favoriten des Jahres.

Die Debüt-EP "Nacht Reels" ist seit dem 15. November zu haben und empfiehlt sich für Fans von melodiösem Rock mit Soul à la Blur und Afghan Whigs als leckeren Aperitif für den hoffentlich auch bald erscheinenden ersten Longplayer .



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RYAN HEMSWORTH / Against a Wall

Eigentlich ist der Kanadier Ryan Hemsworth "hauptberuflich" DJ und Produzent (Grimes, Frank Ocean, CatPower), aber wie es so oft bei DJs der Fall ist, muss man irgendwann auch sein eigenes Ding machen. Im Falle von Hemsworth ist nach "Distorted" 2011 "Guilt Trips" der zweite Streich.

Feine ausgetüftelte elektronische Beats - Grimes -lässt grüßen, die mit der eigentlich schludrigen Stimme Hemsworth erstaunlich soulful und dirty klingen.

Katzenvideos laufen im Web ja immer wie Bolle, dann steht der Karriere des Kanadiers ja nichts mehr im Wege ;-).



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THE BALCONIES / The Slo

Eigentlich nicht so meine Mucke, wenn Damen so hoch singen, dass es schon nach Classic-meets-Rock (ziemlich schlimmste Band der Welt: Evanescence) oder gar nach Oper klingt, aber irgendetwas an "The Slo" spricht mich doch ziemlich an. Die Gitarren sind ja auch fein - und der Clip auch!

Für Faktensammler: The Balconies kommen Ottawa und Toronto (Kanada). Die singende Dame heißt Jacqui Neville und auf Europa-Tour war die Band bereits als Support der Rival Sons.



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Montag, 18. November 2013

HELLOGOODBYE / Everything is Debatable

Jetzt wo die Winterdepression vor der Tür steht, ist es ideal, wenn man ab und an so gut gelauntem  hymnischen IndieSynthiPop lauschen kann, wie ihn die Band HELLOGOODBYE aus dem sonnigen Kalifornien zelebriert.

Begonnen hat alles 2001, als Forrest Kline mit seinem Kumpan Jesse Kurvink damit anfing, am Computer eigene Songs zu basteln und aufzunehmen. Was anfangs nur unter Freunden Anklang fand, wurde durch die Interneplattform MP3.com schnell bekannt und beliebt, und so blieb es nicht aus, dass die Band sich auch live beweisen musste. Für die Konzerte stießen die Musiker Aaron Flora (Schlagzeug) und Bassist Marcus Cole als Unterstützung zur Band und wurden schon kurz danach vollwertige Bandmitglieder.

2004 nimmt dann das Plattenlabel Drive-Thru Records die Band unter die Fittiche, allerdings wird den schrägen Vögeln großer Spielraum eingeräumt, so zeichneten sie neben der Musik z. B. auch für das zugehörige Artwork der ersten EP ("Hellogoodbye", 2004) verantwortlich. 2006 erschien das Debütalbum "Zombies! Aliens! Vampires! Dinosaurs!", welches in den USA auf Platz 13 und sogar im vereinigten Königreich auf Platz 17 schaffte.

Schon vor der Veröffentlichung des ersten Albums war Schlagzeuger Aaron Flora ausgestiegen, es folgten zahlreiche Umbesetzung im Laufe der Jahre und 2008 verließ sogar Gründungsmitglied Jesse Kurvink die Band, um sein Studium abzuschließen. Einziges beständiges Mitglied, da das eigentliche Mastermind hinter Hellogoodbye, blieb der deutschstämmige Forrest Kline.

Mulitinstrumenatalist Kline (Guitar, Keyboards, Vocals, Ukulele, Banjo, Bass Guitar, Mandolin) hat nach dem gefloppten zweiten Album ("Would It Kill You", 2010), wo Kline die Fans mit der Abkehr vom gewohnten Sound verstörte, das zu sinken drohende Schiff wieder auf Kurs gebracht, denn Album Nummer drei "Everything is Debatable" segelt ziemlich souverän durch IndiePop-Gewässer.

Der Opener "And Everything Becomes a Blur" mit seinen Weihnachtsglöckchen, dem stolpernden Beat, den 8-bit Sound-Effekten und den hymnischen Chorgesängen versprüht gleich zu Beginn so viel gute Laune, dass man die Lautstärke unweigerlich entprechend hochfährt. Da sich MGMT ja mehr oder weniger selbst verboten haben Hymnen wie "Kids" und "Time to Pretend" zu machen, darf Hellogoodbye gerne in diese Lücke stoßen.

Die Songstrukturen bei "
(Everything Is) Debatable" erinnern mich an Phoenix, der Sound eher an Bands wie Passion Pit und M83 und stimmlich erkenne ich Parallelen zu Paddy McAloon von Prefab Sprout. Das alles spricht für intelligente Popmusik und da der Song auch noch höchst tanzbar ist, wandert er in meine Bestenauswahlliste für 2013!



"The Magic Hour is now" ist ein wunderbar schwulstiger Popsong mit einem 1A-Zuckerwatte-Refrain, der bei Verliebten wahrscheinlich die Hormone völlig ausser Kontrolle geraten lässt. Da passt es perfekt, dass der nächste Titel "Swear You're in Love" heißt und einfach da weiter macht, wo der vorherige Song aufgehört hat. In mir verfestigt sich der Gedanke, dass sich Paddy McAloon nun doch zur Ruhe setzen kann, das neue Album "Crimson/Red" ist nicht schlecht, aber Hellogoodbye sind deutlich besser produziert und, sorry Paddy, haben auch die besseren Melodien.



Bei "
Summer of the Lily Pond" verlässt Kline die süßen Harmonien und catchy Hooklines und arbeitet mehr mit Breaks und einer deutlich vertrackteren Komposition. Allerdings hätte in diesem Fall den sanften Vocals eine etwas weniger überbordentes Arrangement besser gestanden.

"Just don't let go just don't" schlägt in die gleiche Kerbe wie "And Everything Becomes a Blur": Einfacher Drum-Beat, exakt getimte Dramaturgie, fertig ist die Pop-Hymne zum Mitsingen. Und wieder zeigt sich, wie perfekt es Kline beherrscht, elektronische Sounds sehr organisch klingen zu lassen.



Die melancholische Ballade "I Don't Worry (As Much As I Should)" wird geführt von einer sanften Pianospur und temporär durch einen sanften Beat und Geigen ergänzt. Das einzige Stück auf der Platte, wo man in der Melodie schwelgen kann, ohne, dass das Tanzbein wippt.

"How Wrong I Can Be" erhöht das Tempo zwar wieder, etwas bleibt aber trotzdem im Pophimmel voller Geigen. Wirklich fein, wie Herr Kline schwelgerische Keys und Drums verbindet. "An external Force" gibt dann wieder Vollgas, Kline klingt stellenweise wie Brain Molko von Placebo und die Beats werden gnadenlos abgefeuert und passen wunderbar in jede NuDisco. Genau wie "Die Young, Die Dumb; Not Soon". Ein 8-Bit-Feuerwerk, mit dem man wild abfeiernde Youngster in der IndieDisco zum Schwitzen bringen kann.

Beim letzten Song des Albums, "A Near Death Experience" waagt Kline einen Ausflug in elektronische DreamPop-Gefilde à la Antlers. Ein passender Abschluss für ein zuckersüßes schmackhaft klebriges Popgebilde, welches Kline für mich zum Zuckerbäcker des Jahres erhebt. So und jetzt erstmal Zähneputzen!

Sonntag, 17. November 2013

PRIMAL SCREAM live in der Kantine in Köln [Cologne, 16.11.2013]

Man sieht es am Publikum in der Kantine, der Ruhm der alten Helden aus glorreichen Madchester-Zeiten ist verblasst. Junge hippe Menschen kann man an der Hand abzählen, hier tummeln sich heute Abend Menschen, die "Screamadelica", das Kultalbum der Band aus Manchester aus dem Jahre 1991 verehren, und die sich somit vor mehr als zwanzig (!) Jahren in der vermeintlichen Sturm und Drang-Phase ihres Lebens befanden.

Jammerschade, dass der Ruhm der "Screamadelica" eindeutig gebührt - schließlich war es eines der ersten Alben, das IndieRock und tanzbare Grooves perfekt kombinierte, und somit erst Hippster-Bands wie MGMT ermöglichte - bei den jungen Wilden wohl ziemlich in Vergessenheit geraten ist. Schade auch, weil das neue Album der Band, "More Light", zurück zu den Wurzeln von Screamadelica geht und durchaus als gelungen bezeichnet werden darf. Vielleicht liegt es ja aber auch nur an der Location, die mit den schrecklichen Ü-Parties und den Was-Weiß-ich-und will-ich-gar-nicht-kennen-Coverbands versucht, in der Vergangenheit verhafteten Musikfreunden ein Podium zu geben, dass dem Konzert schon vor Beginn eine Überdosis Nostalgie anhaftet.

Ohne Vorband und ohne großes Brimborium startet das Konzert gegen 20 Uhr - natürlich mit "2013" vom neuen Album. Bobby trägt ein silbernes Jacket und schaut aus wie eine Mischung aus Windhund, Bryan Ferry und Iggy Pop. Noch immer liebt er die großen pathetischen Gesten und die Kommunikation mit dem Publikum. Klar, Bobby ist kein begnadeter Sänger, aber ein charismatischer Frontmann, der alle Augen auf sich zieht, ist er immer noch, aber man merkt ihm schon an, dass auch er etwas damit hadert, den Zenit überschritten zu haben. Immer wieder, sicher auch wegen des nicht optimalen Sounds in der Kantine, merkt man ihm zu Beginn des Konzertes eine gewisse Unzufriedenheit an.

Die Stimmung im Auditorium steigt abrupt beim ersten Griff in den Back-Katalog. "Jailbird" rockt und groovt und Bobby nimmt Fahrt auf, aber die hohe Lautstärke und die dafür anscheinend nicht wirklich geeignete Anlage in der Kantine führt leider dazu, dass der Sound ziemlich vermatscht. Es folgen Klassiker wie "Burning Wheel" vom 97er Album "Vanishing Point" und die beiden besten Nummern ("Shoot Speed/Kill Light", "Accelerator") aus dem brachialen "XTRMNTR"-Album.

Das Publikum geht mit, aber es kommt nicht zu Ausnahmezuständen wie es bei Primal Scream in der Hochphase gang und gäbe war. "River of Pain", einer meiner Favoriten vom neuen Album, der auf Platte wieder diese Primal Scream typische drogengeschwängerte orientalische Aura entfaltet, wirkt live ziemlich bedächtig - vielleicht zündet sich mein Vordermann deswegen den zweiten Joint an. Ist aber ziemlich passend, denn mit "Walking with the Beats" und "Goodbye Johnny" folgen zwei ruhigere Songs, bei denen Bobby den Dandy-Entertainer gibt.



Das furiose Finale wird eingeläutet mit "It's Alright, It's OK", dem Song vom "More Light", der alles hat, was man an Screamadelica auch heute noch lieben muss: Groove, Rock-Attitüde, eine knackige Hookline und dieses "Come Together"-Feeling der BritRave-Ära. Jetzt ist Bobby in seinem Element! Mit dem technoiden "Swastika Eyes" und dem umjubelten Country-Schunkel-Rocker "Country Girl" wird die Menge euphorisiert und auf das sehnlichst erwartete "Rocks" vorbereitet: "Get your rocks off. Get your rocks off, honey. Shake it now now. Get'em off downtown!". Danach verlässt die Band die Bühne, ohne bisher auch nur einen Song aus Screamadelica gespielt zu haben und es ist klar, was man nun im Zugabenblock erwarten darf.

Alle Erwartungen werden erfüllt, denn mit "Higher Than the Sun", "Loaded" und "Movin' On Up" öffnen Primal Scream ihre Juwelentruhe, die dafür sorgen dürfte, dass die Band evtl. auch noch in weiteren zehn Jahren ihr Publikum findet. Bobby kann also getrost weiterhin "I'm movin' on up now. Gettin' out of the darkness. My light shines on." singen. Und allen Unkenrufen zum Trotz bleibt festzuhalten, dass sogar die Dub-Nummer "Higher than the Sun" live bestens funktionierte! Und ja, die anschließend in der Kantine aufgelegte Musik war wieder ganz ganz schrecklich!

Montag, 11. November 2013

NEW SONGS Vol. 29: PHONOBOY ... DUM DUM GIRLS ... BARS OF GOLD ... BROKEN BELLS




PHONOBOY / Keep an Eye on you ... DUM DUM GIRLS / Lost Boys and Girls Club ... BARS OF GOLD / Wheels (LP) ... BROKEN BELLS / Holding on for Life

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PHONOBOY / Keep an Eye on you

Ich hätte geschworen, diese Band kommt aus Frankreich, aber denkste, sie stammt aus München, und dass aus der bayrischen Hauptstadt in musikalischer Hinsicht Interessantes kommt, ist ja gelinde gesagt eher selten. Phonoboy ist aber definitiv interessant!

Der Sound des Albums ist ausgesprochen frankophil (Phoenix!) und bereits der erste im Jahr 2003 veröffentlichte Song "C'est ma vie" sowie Titel und Inhalt des 2005 erschienen Debütalbums "Très chic, trashig" verdeutlichen die Liebe zum Nachbarland Frankreich.

Das nun erschienene
vierte Album nennt sich "Obsession" und Mastermind Christian Höck, Nina Kränsel am Bass (seit 2004) und Marc Boysen am Schlagzeug produzieren erneut höchst tanzbaren und melodiösen IndiePop. Allerdings, im Gegensatz zu den vorherigen Alben, ist statt französisch nun englisch die bevorzugte Sprache und der bisher gerne benutzte Bubblegum-Sixties-Sound weicht deutlich zeitgenössischeren Songstrukturen. Besonders angetan hat es mir der Song "Keep an eye on you", der, ob gewollt oder ungewollt, mich in einigen Passagen an den Gassenhauer "Venus" von Bananarama erinnert.



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DUM DUM GIRLS / Lost Boys and Girls Club

Der Song "Just a Creep" vom 2011er Album "Only in Dreams" des Damen-Quartetts ist noch immer ein gern gesehener Gast in meinen Playlists und die neueste Veröffentlichung "Lost Boys and Girls Club", in Zusammenarbeit mit eine H&M-Kampagne entstanden, dürfte es sicher auch in die ein oder andere schaffen.

Ähnlich wie bei den Raveonettes ist  es auch bei den Dum Dum Girls die markante Frauenstimme über schwebenden nebelverhangenen Post-Punk-Klängen, irgendwo zwischen Noise- und DreamPop, welche die Band sofort unverwechselbar macht. Fein, fein!



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BARS OF GOLD/ Wheels (LP)

Wer gerne auch mal angeschrien wird, also mindestens eine Black Flag-, Henry Rollins- oder Fucked Up-Schallplatte im Schrank hat, der sollte sich mal die Schreihälse aus Detroit zu Gemüte führen!

Allerdings setzt die Band um Sänger Marc Paffi nicht auf Hardcore wie die genannten Beispiele, sondern verschachtelte ausgetüftelte Kompositionen, die mich eher an Sizarr, Alt-J oder auch Wu Lyf denken lassen. Ungewöhnliche Mischung und großartige Mischung! Anspieltipp? Sorry, aber jeder Song hat etwas Außergewöhnliches und Hörenswertes.



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BROKEN BELLS / Holding on for Life

Wenn man den Refrain das erste Mal hört, könnte man auf die Idee kommen, dass ein postmortales Revival der Bee Gees stattgefunden hat, so sehr klingt dieser nach den hohen Stimmen des legendären Brüder-Trios. Aber in den Passagen erkennt man dann am sanften Gesang sehr schnell James Mercer (The Shines) und die Drums aus dem Hause Danger Mouse (alias Brian Burton) sind mittlerweile auch sehr schnell zu identifizieren, also klar, dass es sich um einen neuen Song des Indie-Rock-Projekt Broken Bells der beiden Musiker handelt.

Wie immer sehr emotionale und feinsinnige Popmusik. Man darf sich also schon auf das, leider erst im Januar des nächsten Jahres erscheinende Album, "After the Disco" freuen. Und der Albumtitel lässt vermuten, dass die beiden kreativen Köpfe vielleicht mit weiteren Elementen aus der Disco-Ära spielen - bin gespannt.


Holding On For Life (Official Audio) from Columbia
Records
on Vimeo.





Dienstag, 5. November 2013

Who the Fuck is Blåmann?

Eigentlich wollte ich ja unbedingt der erste sein, der über den Blåmann eine Rezension veröffentlicht, aber akuter Zeitmangel führte dazu, dass mir das Magazin Buzzmag aus Wales zuvorgekommen ist. F***, dafür werde ich die erste deutschsprachige Rezension über Paul Denley - der echte Name hinter Blåmann -schreiben! Aufmerksam geworden bin ich auf Paul ganz einfach, weil er mir eine Mail geschickt hat. Die Mail war angenehm unaufdringlich und zurückhaltend und die Links zu seinen Songs haben mich gelinde gesagt erstaunt.

Erstmal Fakten, Fakten, Fakten. Blåmann ist 28 und lebt zur Zeit in Cardiff, der Hauptstadt von Wales. Davor trieb er sich knapp 10 Jahre lang in London herum, studierte ein bisschen Musik und jobbte in Museen und Kunstgalerien. Nebenbei spielte er in verschiedenen Bands und machte mit den Kings of Spain zwei Alben.

Und wie wurde aus Paul Denley der Blåmann? Blåmann kommt aus dem Norwegischen und heißt wörtlich übersetzt "blauer Mann". Auf den Namen ist Paul durch seine norwegische Freundin gekommen. In ihrer Heimatstadt Tromsø gibt es ein Sea Life Center, wo lange Zeit eine sehr beliebte Bartrobbe namens Blåmann lebte. Paul gefiel der Name und da auch die doppeldeutige Bedeutung von "Blue" im Englischen (traurig, melancholisch) ihn ansprach und gut zu seiner Musik passte, wurde aus der norwegischen Robbe der walisische Musiker Blåmann.

Im Moment arbeitet Paul, um die Miete bezahlen zu können, in einem Theater - seine wahre Leidenschaft aber bleibt die Musik. Über die Jahre hat Paul 'Blåmann' Denley - hört sich doch mindestens so gut an wie Bonnie 'Prince' Billy - jede Menge Songs geschrieben und aufgenommen. Auf seiner Soundcloud-Page kann man mittlerweile 40 Songs anhören und (noch) kostenlos herunterladen.

Die Songs sind roh und alle von Multi-Instrumentalist Paul zu Hause auf seinem digitalen Vier-Spur-Gerät aufgenommen. Er verehrt die Beatles, die ihn dank der Heavy-Rotation seiner Eltern auf den richtigen Weg brachten und nennt als weitere Einflüsse für seine Musik die Beach Boys, Buddy Holly, Nirvana, Pixies, Neil Young, Wilco, The Ramones, Flaming Lips, Elliot Smith, Radiohead und Dinosaur Jr. Bei dieser Liste wird klar, der Mann hat Geschmack! Und ja, man kann seinen Songs diese Einflüsse anhören.

Bevor ihr euch jetzt durch das ganze Programm seiner Songs hört, bin ich so frei und stelle euch meine Top Ten Favoriten vor und falls der ein oder andere Musikproduzent mitliest und - hört: Der Mann braucht einen Plattenvertrag und einen Produzenten, der behutsam herausschält, was sich hinter den Song-Perlen verbirgt. Für alle, die es besonders eilig haben, gibt es mit freundlicher Genehmigung des Blåmann die nachfolgenden 10 Songs als exklusiven kostenlosen Download.


10. "Let's CRUNK": Tja, was bedeutet wohl "Crunk"? Das weltweite Netz bietet mir folgende plausible Lösungen an: "... getting really crazy and fucked up on marijuana and alcohol." Also ein Euphemismus aus zwei zusammengesetzten Wörtern - welche, sollte ja jetzt klar sein. Auf jeden Fall rockt und groovt der Song mit der griffigen Hookline ("HuHuHuHu") gewaltig und ist nix für Steher!

09."'Til the Cows come home": Ganz andere Schiene als der Song vorher. Paul wagt sich stimmlich ganz tief nach unten, begleitet nur von der akustischen Gitarre. Johnny Cash kann wohl auch noch unter Einflüsse aufgelistet werden ;-).

08."The Diner (You've always got it)": Noch was Ruhiges. Die Flasche wird geöffnet und dann singt Paul in Singer/Songwriter-Manier über Frustbewältigung (oder auch nicht) im Alltag.

07."Like to Lie": Smoother Midtempo Song mit kleinen Gitarreneruptionen an den richtigen Stellen und Ohrwurm-Melodie. Ist der Song einer Dame gewidmet, Paul?

06. "Space Ghost": Blåmann goes Psychedelic-Space-Blues und zeig,t dass er seine Instrumente beherrscht.

05. "Tape Dream":  Die Einflüsse von J Mascis hört man in einigen Songs, aber bei dem Song könnte selbst Mascis anerkennend aufhorchen. Fein, fein!

04. "The Big Fish eat the little Fish": Wieder habe ich beim Hören Dinosaur JR im Kopf. Das Lied vom Fressen und gefressen werden ist roh und schmeckt delikat.

03. "Ballad of a Clone Ranger": Sehr feiner dramatischer Aufbau und gekonnte Tempowechsel. Ach, ich liebe deinen Gitarrensound Blåmann! Und wer singt da die Zweitstimme? Nein, nicht wie ich dachte eine Dame, sondern Blåmann himself, der die Gesangsspur einfach einmal hoch und einmal tief eingesungen hat.


02. "Witch's Brew": Smells like Pixies. Wenn alle Hexengebräue so schmecken, ist es doppelt schade, dass im Mittelalter den Damen so der Garaus gemacht wurde.




01. "Howlin' at the Moon": Mein Liebling! Laut! Ungestüm! Wild! Rockt! ... UND trotzdem die Melodie nicht vergessen.

Download "Let's CRANK!" als ZIP-Datei inklusive Slim-Cover zum Ausdruck.