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Freitag, 16. Dezember 2016

TOP 150 RECORDS OF THE YEAR 2016 - Part III. 50 bis 1

DIE ALBEN DES JAHRES 2016 Part III.


50
MITSKI

Puberty 2
INDIE ROCK, INDIE POP, SINGER/SONGWRITER

Mitski nennt sich eine in New York lebende junge Japanerin, die mit "Puberty 2", ihrer vierten LP, ein Album voller Gegensätze präsentiert. Im einen Moment lieblicher IndiePop oder Folk, schaut im selben Song mal eben Jazz und Noise um die Ecke.  Mal klingt ihre Stimme sanft und friedfertig, mal braust sie wütend auf und klagt an. Aber so ist das ja in der Pubertät! Man probierte Vieles aus und lässt sich auf alles Mögliche ein. Gut so!

TOP 3 SONGS
: Dan the Dancer, Your Best American Girl, Crack Baby



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49
YUCK

Strange Things
INDIE ROCK, ALTERNATIVE ROCK

Das erste 2011 selbstbetitelte Album von Yuck aus London fand ich umwerfend erfrischend, das zweite "Glow & Behold" (2013) blieb etwas hinter meinen Erwartungen zurück. Mit Album Nummer 3 ist aber wieder alles gut. Melodiöser schrammeliger IndieRock, wie er mir einfach nie überdrüssig wird.



TOP 3 SONGS: Hold Me Closer, Yr Face, Stranger Things

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48
LEONARD COHEN
You Want It Darker

SINGER/SONGWRITER, FOLK, CHAMBER FOLK

Poet und Singer/Songwriter Leonard Cohen verabschiedet sich vom Blauen Planeten in die ewige Finsternis. Möge sie so sein wie Cohen: samtig, sanft und tiefgründig. Danke an den Mann, der Schwarz schon immer zu einer warmen Farbe machte.

TOP 3 SONGS: Traveling Light, You Want It Darker, Leaving the Table

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47
DINOSAUR JR

Give a Glimpse of What Yer No
INDIE ROCK, ALTERNATIVE ROCK, NOISE ROCK

Wer die Dinos nicht zu schätzen weiß, der mag wahrscheinlich auch kein Bier, keine wahren Freundschaften, keine Leidenschaft und wohnt in einem Reihenhaus. Ich liebe die Grunge-Urgroßväter von der ersten Stunde an und bin wirklich verblüfft, wie die alten Säcke noch mal so ein fettes Album an den Start bringen konnten. Aber gerne weiter so!

 
TOP 3 SONGS: Goin Down, Tiny, Love Is...
  REVIEW  
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46
MILD HIGH CLUB

Skiptracing
PSYCHEDELIC POP, ART POP

Die Faszination des ganzen Albums ist die unglaubliche Erdung, die man erfährt, wenn man sich dem schlingernden Flow von "Skiptracing" aussetzt. Ähnlich wie in diesem Jahr, beim natürlich völlig anders klingenden Album "The Waiting Room" von den Tindersticks, gelingt es Mastermind Brettin, dass man das Drumherum ausblendet und den ganzen Scheiß beiseiteschieben kann. Bei den Tindersticks funktioniert dies über die Schnittstelle Melancholie beim Mild High Club über eine intergalaktische Form der psychedelischen Relaxhypnose. Wer z. B. bei "Kokopelli" nicht abschalten kann, dem dürfte nur noch ein schweres Anästhe̱tikum helfen können.

TOP 3 SONGS: Kokopelli, Skiptracing, Tesselation
  REVIEW  


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45
GURR

In my Head
INDIE ROCK, ALTERNATIVE ROCK

"Musikalisch wurden wir eher von Bands wie Gun Club, Echo & the Bunnymen, den B52's oder Klassikern wie den Ramones oder Beatles inspiriert als von Riotgrrrls-Bands wie Bikini Kill" erklärt, Sängerin Andreya Casablanca, die eine Hälfte vom in Berlin ansässigen Duo Gurr.
Oftmals fragt man sich dann bei Bands, wo diese Einflüsse denn geblieben sind, aber beim GaragePop der beiden Wahlberlinerinnen sind die Inspirationsquellen deutlich zu entdecken. Es rumpelt aus der Garage wie bei den Ramones, ab und an schimmert der düstere PostPunk des Gun Glub durch und die eingängigen poppigen Melodien schmecken nach den beiden Liverpooler Bands.

TOP 3 SONGS: Computer Love, Diamonds, Moby Dick
  REVIEW  
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44
WELLNESS

Immer Immer
GERMAN SURF POP, INDIE POP

Eigentlich ist Köln nicht wirklich für innovative neue Sounds bekannt, außer natürlich im Bereich elektronischer Musik, aber nun gibt es etwas wirklich Frisches aus der Domstadt, denn Wellness bringen auf ihrem Debütalbum "Immer Immer" Western-Surf-Sound und intelligente deutsche Texte unter einen Hut - und Gott sei Dank, sie singen nicht auf kölsch!

 
TOP 3 SONGS: Exit, Exit, Mirabelle, Endlich Endlos
  REVIEW  


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43
KEVIN MORBY

Singing Saw
FOLK ROCK, PROG POP, SINGER/SONGWRITER

Manchmal ist es hilfreich und die richtige Entscheidung, wenn man sich trennt. 2013 verließ Kevin Morby die von ihm mitgegründete Band Woods, woraufhin diese 2014 mit "With Light and with Love" ihr bisher bestes Album herausbrachten. Seit seinem Ausstieg als Bassist bei den Woods veröffentlichte Morby 2013 sein Soloalbum-Debüt "Harlem River" und im Jahr darauf das Album "Still Life". Aber erst mit der diesjährigen Veröffentlichung "Singing Saw" gelingt es Morby, seine Karriere als Singer/Songwriter auf das nächste Level zu heben und mit seiner ehemaligen Band in der gleichen Liga zu musizieren, denn dieses Album ist ein schier unglaubliches Füllhorn an Kreativität.

TOP 3 SONGS: Cut Me Down, Dorothy, Singing Saw
  REVIEW  
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42
FRANKIE COSMOS
Next Thing
INDIE POP, TWEE POP, SINGER/SONGWRITER

"Next Thing" ist das zweite Studioalbum von Frankie Cosmos, der Bühnenname der amerikanischen Singer-Songwriterin Greta Kline aus New York, nachdem sie vorher in der Anti-Folk-Szene NYs diverse LoFi-Aufnahmen veröffentlichte. Sie ist die Tochter der Schauspieler Kevin Kline und Phoebe Cates und mit einer hohen fragilen Stimme gesegnet, die das Zentrum ihrer minimalistischen Songs bildet.

TOP 3 SONGS: Fool, Sinister, Is It Possible / Sleep Song


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41
EMMA POLLOCK
In Search of Harperfield

INDIE POP, INDIE ROCK, SINGER/SONGWRITER

Die schottische Singer/Songwriterin Emma Pollock spielte bereits in drei Bands (u. a. The Delgados) ehe sie sich entschloss 2007 eine Solokarriere zu starten. "In Search of Harperfield" ist seitdem erst ihr drittes Solo-Werk, aber wenn sie verspricht, dass immer so ausgefeilte Songs herauskommen wie auf dieser LP, darf sie sich gerne auch in Zukunft etwas länger Zeit lassen.

 
TOP 3 SONGS: Don't Make Me Wait, Parks And Recreation, Vacant Stare
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40
JESU & SUN KIL MOON

Jesu/Sun Kil Moon
SHOEGAZE, NOISE ROCK, ELECTRO ROCK,  SINGER/SONGWRITER

Surprise, Surprise, der große unendliche Geschichtenerzähler Mark Kozelek aka Sun Kil Moon kollaboriert mit der britischen ExperimentalRock-Band Jesu. Kozelek und Jesu-Frontmann Justin Broadrick verbindet eine langjährige Freundschaft und bereits im Januar 2015 lies Kozelek in einem Interview verlauten, dass er an einem Kollaborationsalbum arbeite. Per Twitter erschien dann im April von Broadricks Seite die offizielle Ankündigung für das Werk. Das schlicht "Jesu/Sun Kil Moon" betitelte Album enthält zehn Songs, auf denen die beiden Künstler ausloten, mit welchen Sounds man die Erzählungen Kozeleks auf musikalischem Wege transportieren kann.

TOP 3 SONGS: America's Most Wanted Mark Kozelek, Last Night I Rocked The Room Like Elvis And Had Them Laughing Like Richard Pryor, Exodus
  REVIEW  
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39
JENNY BERKEL

Pale Moon Kid
SINGER/SONGWRITER, ACOUSTIC POP, CHAMBER POP

Die Kanadier sind neben den vielen Damen die Gewinner dieses Jahres. Das zweite Album - ihr erstes Werk "Here On A Wire" erschien auf  Bandcamp (2012) - der aus Montreal stammenden Künstlerin Jenny Berkel ist intensiv und schonungslos offen, so wie sich auch im Artwork des Lonplayers zeigt. Irgendwie erinnert mich ihre Musik an den portugiesischen Fado ... schön traurig.

 
TOP 3 SONGS: I Wrote a Disguise (For You), Winnipeg, Tall Tales
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38
OUM SHATT

Oum Shatt
POST POP, FUSION POP, INDIE POP

Bereits im Februar 2014 machte die Berliner Band Oum Shatt mit einer kleinen, aber feinen EP namens "Power to the Woman of the Morning Shift" auf sich aufmerksam. Ich war schlicht hin und weg von der Kombination aus arabischen Klängen und straightem basslastigen IndieRock. Mehr als zwei Jahre später gibt es nun endlich das Debütalbum der Herren Jonas Poppe (Gesang), Hannes Lehmann (Gitarre) und dem multipräsenten Chris Imler (Schlagzeug). Auch auf ihrem ersten Longplayer bleibt das Trio dem coolen Sound aus Surfgitarren, unkonventionellem Schlagzeugspiel, fetten Basslinien und orientalischen Weisen konsequent treu.

TOP 3 SONGS: Power to the Women of the Morning Shift, Trains, Trains, Tripped Up / Laid Low
  REVIEW  


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37
PETER DOHERTY
Hamburg Demonstrations
INDIE ROCK, SINGER/SONGWRITER

Kurz vor Schluss des Jahres wirft die mittlerweile ziemlich geläuterte Skandalnudel des IndieRock ein Album auf den Markt, das wirklich alles beherbergt was man an Pete im Laufe der Jahre Solo, mit den Libertines oder den Babyshambles zu schätzen gelernt hat. Tolle, nuschelig vorgetragene, Songs, irgendwie immer mit der perfekten Dosis Dirtyness versehen und einer easy memorierbaren Hookline. Ein Album wie eine Cut-and-Paste-Collage seines bewegten Lebens.

TOP 3 SONGS: Kolly Kibber, A Spy In The House Of Love, The Whole World Is Our Playground
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36
ALDOUS HARDING

Aldus Harding
SINGER/SONGWRITER, ACOUSTIC POP

Ja, man kommt nicht umhin zu sagen, dass sich diese Künstlerin aus Neuseeland in ihren Songs hingibt. Die zarten Folk-Balladen vorgetragen mit der akustischen Gitarre und sporadisch von Keys begleitet, gehen nicht nur unter die Haut, sondern an die Nieren. Harding singt von Alkohol- und Drogenproblemen, von Alltagssorgen und dem Schlachtfeld der Liebe. Wer die Chance hat, sollte unbedingt die Dame einmal live erleben! Stichwort: Ganzkörpersingen!

TOP 3 SONGS: Hunter, Stop your tears, Titus Groan


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35
A TRIBE CALLED QUEST

We Got It From Here ... Thank You 4 Your Service
HIP HOP, ALTERNATIVE HIP HOP

Der Zeitpunkt für den Release des Albums in den USA war wohl gewählt (9/11) und in diesen politisch unruhigen Zeiten ein wichtiges Statement einer Band die schon immer politische Statements in ihre Musik einfließen lies. Auf "We got it from Here ... Thank You 4 Your service" nehmen ATCQ wie immer kein Blatt vor dem Mund. Sie fordern auf, jetzt erst recht, noch enger zusammenzurücken und die Werte der offenen Gesellschaft zu verteidigen ("The Space Program"). Humanismus mit dem unnachahmlichen smoothen ATCQ-Flow, wie ihn nicht nur Amerika unter Trump, sondern die ganze Welt im Moment gut gebrauchen kann. Und musikalisch wird im Opener "The Space Program" auch gleich klargestellt, dass man sich auf der Höhe der Zeit befindet, die Reminiszenzen an neue Helden liegen offen, die Arrangements sind minimalistisch und nichts klingt nach einem schalen Aufguss aus vergangenen Zeiten.

TOP 3 SONGS: The Donald, Melatonin, Movin Backwards
  REVIEW  
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34
DRUGDEALER

The End Of Comedy
PSYCHEDELIC POP, RETRO POP

Musik für den perfekten Tag? Gibt es nicht? Jetzt schon. Michael Collins, alias Drugdealer, wirft zwar mit skurriler Lyrik um sich und drückt schon auch mal auf die Tränendrüse, was aber erstaunlicherweise überhaupt nichts daran ändert, dass man bei diesem musikalischen Trip in die 70er sich am Ende im wohligen Schwebezustand befindet. La, lalallala, la, la ... ;-)

 
TOP 3 SONGS: It's Only Raining Right Where You're Standing, The Real World, My Life


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33
WILLIAM TYLER

Modern Country
MODERN COUNTRY P, AMBIENT COUNTR

Musik, die nicht weh tut und sich unauffällig im Raum verdünnisiert nenne ich gerne etwas derespektierlich Fahrstuhlmusik. Prinzipiell ist Tylers rein instrumentale Form des Countrys ähnlich, nur dass er den Raum so vereinnahmt, dass daraus prächtige surreale Landschaften werden, die man bis zum Ende der Zeit durchwandern möchte.

 
TOP 3 SONGS: Highway Anxiety, I'm Gonna Live Forever (If It Kills Me), Sunken Garden
  REVIEW  
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32
HOPE SANDOVAL & THE WARM INVENTIONS
Until the Hunter
DREAM POP, INDIE POP

Niemand singt lasziver als Hope Sandoval! Nein, auch nicht Lana del Rey! Mit ihrer Zweitband den Warm Inventions macht Hope eigentlich einfach da weiter, wo sie mit Mazzy Star 2013 aufgehört hat: himmlische Melodien ohne Bodenhaftung, für die der Begriff DreamPop wahrscheinlich erfunden wurde. Großartig das Duett mit Kurt Vile bei "Let Me Get There".

TOP 3 SONGS: Let Me Get There, Salt of the Sea, Liquid Lady


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31
LUCINDA WILLIAMS

The Ghosts Of Highway 20
ALT COUNTRY, AMERICANA, SINGER/SONGWRITER

Bisher war mit die Musik der altehrwürdigen Country-Lady nie so ganz geheuer. Auf Albumlänge immer einen Tick zu traditionell, zu wenig Ausbrüche aus dem bewährten Korsett. Das Dobbelalbum "The Ghosts Of Highway 20" ist deswegen auch das erste Album, aus dem jetzt 12 Werke umfassenden Katalog, welches als Vinyl in meine Sammlung wandert. Womit wohl klar ist, dass Lady Williams sich, wenn auch nur marginal, verändert hat. Es scheint fast so, als gehe sie den Weg den Johnny Cash auf seine alten Tage bestritten hat. I will follow!

TOP 3 SONGS: Dust, The Ghost of Highway 20, Close the Door on Love


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30
HONEYBLOOD

Babys Never Die
INDIE ROCK, ALTERNATIVE ROCK

2014, nach dem Ausstieg von Schlagzeugerin Shona McVicar, stand Sängerin Stina Marie Claire Tweeddale vor der Frage, wie es weitergeht. Ersatz fand sie schließlich in Cat Myers, mit der es ihr nun gelungen ist, mit "Babes Never Die" Honeyblood  auf das nächste Level zu heben. Die neuen Honeyblood sind lauter, druckvoller, raffinierter und noch melodiöser als auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum von 2014.

TOP 3 SONGS: Ready For The Magic, Sea Hearts, Gangs
  REVIEW  
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29
FLORA CASH

Can Summer Love Last Forever?
INDIE POP, SOUL FOLK

Dass sich immer mehr Pärchen über das Internet lieben lernen, ist ja mittlerweile gang und gäbe, dass sich aber auch eine Band über das Netz und Kontinente hinweg kennen und lieben lernt, ist mir bisher noch nicht untergekommen. Nicht Tinder, sondern Soundcloud verhalf dabei, dass sich die Sängerin Shpresa Lleshaj aus Stockholm und der Musiker Cole Randall aus Minneapolis fanden. Das erste Produkt dieser musikalischen Liebesbeziehung ist die sieben Songs umfassende Mini-LP "Can Summer Love Last Forever?". Wer jetzt kitschige Liebeslieder erwartet, der ist schiefgewickelt, natürlich dreht sich das Album um das Thema Liebe und Leidenschaft, aber auch um verzweifelten Wahnsinn, Einsamkeit, Zorn, Verweigerung und Depression.

TOP 3 SONGS: For Someone, Atone, Pharaoh
  REVIEW  
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28
WALL OF DEATH

Loveland
PSYCHEDELIC ROCK, SHOEGAZE

Psychedelischer Rock, wie er in den drogenverhangenen Sixties erschaffen wurde, erfreute sich in den letzten Jahren wieder zunehmender Beliebtheit. Besonders der australische Kontinent mit Bands wie Tame Impala, Pond oder auch Sticky Fingers, geizte nicht mit kreativen Werken um das Genre mit neuem Leben erfüllten. Ein französisches Trio aus Paris geht einen etwas anderen Weg, denn auf ihrem zweiten Album "Loveland", lassen Wall of Death ziemlich klar erkennen, dass sie dieser Musikrichtung nicht zwangsläufig neue Aspekte abgewinnen, sondern wohl eher einen neuen Meilenstein setzen wollen. Und wie geht man ein solch gewagtes Unterfangen an? Erstens man benötigt authentisches Equipment und zweitens einen zeitgenössischen begabten Produzenten, der sich mit Retrosound gut auskennt. Brice Borredon (Keyboards/Vocals), Gabriel Matringe (Guitar/Vocals) und Drummer Adam Ghoubali gelang es, keinen Geringeren als Hanni El Khatib als Produzenten zu gewinnen und um den richtigen Sound zu generieren, wurden Synthesizer, Orgeln, E-Pianos und sogar ein Mellotron aus besagtem Jahrzehnt für die Produktion herbeigeschafft.

TOP 3 SONGS: Loveland, All Mighty, Memory Pt. 1 & Pt. 2
  REVIEW  


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27
MARGARET GLASPY

Emotions And Math
INDIE ROCK, INDIE BLUES, SINGER/SONGWRITER

Margaret kann Gitarre! Sie lässt sie brummen, kreischen, jodeln, flirten, jammern, sich überschlagen. Singen kann die Kalifornierin, die seit 2010 in NY lebt, auch! Und Songs schreiben! Und warum kennen sie dann zum Teufel so Wenige? Posten, teilen, verbreiten: Margaret Glaspys Debütalbum ist ein Knaller!

 

TOP 3 SONGS: Emotions And Math, You And I, Black Is Blue


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26
ANDREW BIRD

Are You Serious
FOLK, SINGER/SONGWRITER, CHAMBER POP, FOK POP

Der Pfiffikus und Geigenvirtuose des Folk, Andrew Bird, ist einer der Lieblingskünstler meines treuen Konzertbegleiter C.. Für "Are you Serious" hatte ich mir anfangs wohl zu wenig Zeit genommen, aber Herr C. hat mir dann mit dem Zeigefinger gedroht, sodass ich mich mit dem Album noch mal in Klausur ging. Glück, wer solche Freunde hat. Danke!

TOP 3 SONGS: Capsized, Truth Lies Low, Are You Serious


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25
FRIENDS OF GAS

Fatal Schwach
NOISE ROCK, POST PUNK, ALTERNATIVE ROCK

Es bebt in München und Schuld daran ist die vor zwei Jahren gegründete fünfköpfige Formation Friends of Gas, die jetzt auf Staatsakt, wo sonst, ihr Debüt „Fatal Schwach“ veröffentlichte. Und dieses Album ist eine Urgewalt! Sängerin Nina Walsers Stimme ist die wütende Faust, die DICH am Nacken packt. Das Brachialste, was man seit langer langer Zeit in der deutschsprachigen Rockmusik erleben durfte - wahrscheinlich seit dem letzten Surrogat-Album.

TOP 3 SONGS: Einknick, Kollektives Träumen, Template
  REVIEW  
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24
ADAM GREEN

Aladdin
SINGER/SONGWRITER, INDIE POP, BAROQUE POP

Herr Adam Green aus New York hat ja schon immer ein kleines bisschen etwas an der Lampe. Jetzt hat er das Ding gerieben und "Aladdin" herausgelassen, als Film und als Album! Die Story: Aladdin (natürlich gespielt von Adam Green) ist ein Möchtegern-Musiker in einer surrealen quietschbunten Welt mit schwer gestörten Familienverhältnissen. Die Mutter ist ein konsumgeiles Etwas und die Schwester das genaue Gegenteil, eine Kämpferin gegen den Kapitalismus. Die Stadt, in der Aladdin lebt, wird von einem korrupten skrupellosen König und dessen dekadenter Tochter regiert. Der amerikanische Rolling Stone verpasste dem Film die passende Schlagzeile "Fellini on Ketamine" und besser lässt sich der schräge Independent-Film auch nicht in wenigen Worten beschreiben. Das Album "Aladdin" wurde, wie bereits die letzten drei Alben des Anti-Folk-Künstlers, in Los Angeles aufgenommen. Laut Adam Green schrieb er die Songs zwar während der Produktionszeit des Films, aber sie beziehen sich nicht direkt auf diesen, sondern stehen für sich selbst. Neunzehn Lieder, stellenweise nur hörbuchartige Gimmicks, zaubert die Pippi Langstrumpf des ArtPops aus seiner Wunderlampe und läuft dabei seit langer Zeit endlich wieder zur Höchstform auf. Witzige Lyrics, tolles Songwriting und grandiose Gimmicks.

TOP 3 SONGS: Fix My Blues, Life in a Videogame, Time Chair
  REVIEW  
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23
TINDERSTICKS

The Waiting Room
CHAMBER FOLK, INDIE POP, SINGER/SONGWRITER

Wartezimmer sind eigentlich Räume, in denen ich mich überhaupt nicht gerne aufhalte. Erstens, weil man wartet und zweitens, weil man sie in erhöhtem Maße bei Ärzten oder Behörden antrifft. Einen Warteraum mit wohliger Atmosphäre kann man sich nur schwerlich vorstellen, es sei denn, es wäre ein Raum, in dem niemand hustet, alle Handys auf lautlos gestellt sind und alle verzückt den Kopf in den Nacken gelegt haben, um der seltsamen Kammermusik der Tindersticks zu lauschen. Klopf, klopf! Hereinspaziert.

TOP 3 SONGS: Help Yourself, Hey Lucinda, We Are Dreamers
  REVIEW  
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22
SAM BEAM & JESCA HOOP

Love Letter for Fire
SINGER/SONGWRITER, FOLK

Mit Partnersuche ist es ja keine einfache Sache. Das gilt im Privaten und ganz sicher auch für eine musikalische Zusammenarbeit. Das kann ins Auge gehen, wie das mich nur wenig überzeugende kürzlich erschienene überambitionierte Werk "Epic Jammers and Fortunate Little Ditties" zwischen Bonnie 'Prince' Billy und den Bitchin Bajas beweist. Es kann aber auch zu einem wunderschönen Kind führen, was wiederum die Zusammenarbeit zwischen Sam Beam (Iron & Wine) und einer Dame namens Jesca Hoop belegt.

TOP 3 SONGS: Every Songbird Says, Kiss Me Quick, Chalk It Up to Chi
  REVIEW  
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21
KARL BLAU

Introducing Karl Blau
ALT COUNTRY, SINGER/SONGWRITER

Alben mit Coverversionen haben ja eigentlich in den Jahrescharts nicht wirklich was zu suchen, wenn aber die neuen Versionen so gelungen sind, wie die von Karl Blau auf  "Introducing Karl Blau" schmeiße ich gerne sämtliche Ressentiments über Bord. Herr Blau ist ein Country- & Folk-Musiker aus Anacortes in Washington, der seine Songs gerne mit Elementen aus verschiedenen Genres (Bossa Nova, Worldbeat, R&B) anreichert und seit 1997 Songs veröffentlicht. "Introducing Karl Blau" ist am 13. Mai auf Bella Union erschienen und darauf befindet sich auch die superrelaxte und charismatische Coverversion des Songs  "Fallin' Rain" von Fred Lincoln 'Link' Wray den bereits auch Calexico als Bonus Track auf ihrem Album "Feast of Fire" coverten.

TOP 3 SONGS Fallin' Rain, Thats How I Got to Memphis, Let The World Go By
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20
PREOCCUPATIONS

Preoccupations
NOISE ROCK, ALTERNATIVE ROCK, POST PUNK

Die vier kanadischen PostPunk-Noise-Terroristen von Viet Cong, die uns 2015 mit dem gleichnamigen Album und Songs wie "March of Progress" die Ohren kraftvoll, aber diffizil durchpusteten, haben nach drei Alben die Schnauze voll von ihrem Bandnamen und nennen sich jetzt Preoccupations. Bei Terroristen ja auch nicht unüblich, dass der Name austauschbar ist. Die Musik hat sich aber nur marginal geändert, noch immer klingt es sehr düster, noch immer werden die Ohren hinterhältig mit Lärmattacken überrascht und noch immer klingt es sehr sehr bedrohlich ... und großartig!

TOP 3 SONGS: Anxiety, Memory, Stimulation


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19
ISOLATION BERLIN

Und aus den Wolken tropft die Zeit
GERMAN INDIE, INDIE POP, INDIE ROCK

"Ich bin ein Produkt ich will das ihr mich schluckt", ist die Schlüsselzeile des Songs "Produkt", bei dem Sänger Tobias Bamborschke zusehends aufbraust, wie es einst der König von Deutschland, Rio Reiser, in bisher unnachahmlicher Weise tat. Um den Vergleich kommt man einfach nicht herum, aber Isolation Berlin ist trotzdem frisch und anders, weil es ihnen darüber hinaus gelingt, neben der stimmlichen Ähnlichkeit ihres Sängers zum einstigen Frontmann von Ton Steine Scherben die melancholische schwermütige Glückseeligkeit von Element of Crime, die urgewaltige Sloganmaschine von Tocotronic und das seltsam Andersartige von Ja,Panik in ihren Sound zu integrieren.

TOP 3 SONGS: Produkt, Fahr weg, Wahn
  REVIEW  
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18
VILLAGERS

Where Have You Been All My Life
FOLK, INDIE FOLK, CHAMBER FOLK, SINGER/SONGWRITER

2010 debütierte die Band mit "Becoming a Jackal", einem surreal anmutenden Album mit malerischen Melodien und poetischer Tiefe, bei dem O'Brien fast alle Instrumente selbst einspielte. 2013 wagte Conor mit "{Awayland}" den Schritt zur echten Band, üppigen Arrangements und lauteren Tönen. 2015 erschien "Darling Arithmetic", ein geradezu fragiles Werk, näher am Debüt als am Vorgänger, aber noch minimalistischer und intimer. Nicht einmal 12 Monate später veröffentlichen die Villagers das Album "Where Have You Been All My Life", eine Art Werkschau, bei der Conor ausgewählte Stücke aus seinen Arbeiten neu arrangiert. Das erklärte Ziel des Singer/Songwriters war aber nicht eine Best of Compilation herauszubringen, sondern den Zauber seiner Liveauftritte auf einem Tonträger einzufangen, weswegen er die Songs dann an einem Junitag in den RAK-Studios in London live einspielte. Live sind die Villagers unglaublich intensiv ... und auf dieser Platte auch.

TOP 3 SONGS: Courage, Everything I Am Is Yours, Set the Tigers Free
  REVIEW  
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17
WHITNEY

Light Upon The Lake
INDIE POP, INDIE SOUL

Einige werden sicher die IndieRock Band Smith Westerns aus Chicago kennen und einige Wenige das in diesem Blog schön öfter vorgestellte Unknown Mortal Orchestra. Erstgenannte Band ist seit 2014 Geschichte, die zweitgenannte Band gibt es noch.  Gitarrist Max Kakacek, Ex-Smith Westerns und Schlagzeuger Julian Ehrlich, Ex-Member des Unknown Mortal Orchestras haben sich jetzt zusammengetan, um Songs zu schreiben und die Band Whitney zu gründen.Wie es dazu kam? Die beiden Herren leben in einer Wohngemeinschaft. Beziehungen gingen in die Brüche und ein strenger kalter Winter zog über Chicago. Beste Voraussetzungen, um ein hochemotionales Album zu schreiben, das mit einem Song namens "No Woman" beginnt, die Karten schonungslos auf den Tisch legt, alle Emotionen in Töne kanalisiert und wahrscheinlich den verlorenen Angebeteten Tränen in die Augen treibt.

TOP 3 SONGS: The Falls, No Matter Where We Go, No Woman
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16
TY SEGALL

Emotional Mugger
GARAGE ROCK, NOISE ROCK, GARAGE PUNK, PSYCHEDELIC ROCK

Ty Segall gehört mit Sicherheit zu den Menschen, die keine fünf Minuten ruhig auf ihrem Arsch sitzen können, denn anders ist es nicht zu erklären, dass der US-amerikanische Musiker und Songwriter in einer Geschwindigkeit Platten herausbringt, gerade so als könne man ein Album einfach zwischen Frühstück und Abendessen aus dem Hut zaubern.
Das Erstaunliche an diesem Musicoholic ist, dass Segall aber nie die Ideen ausgehen, egal ob er Solo oder mit einem seiner zahlreichen Bandprojekte am Start ist. Zwar sind die Produktionen nicht selten etwas schludrig - was beim 60sGarageGlam-Rock-Genre aber sowieso eine eher untergeordnete Rolle spielt - aber es mangelt ihnen nie an Kreativität. Auch der neueste Streich "Emotional Mugger" des Mannes aus San Francisco sprüht über vor Ideenreichtum und natürlich kommt auch Segalls liebstes Effektgerät, das Death-By-Audio-Fuzz-War-Pedal, wieder zu höchsten Ehren. Als zusätzliches Effektelement hat Seagull nun zusätzlich die Regler am Mischpult entdeckt. Was bei "Candy Sam", dem  Monster-Hit mit dem Stooges-Stomp auf "Emotional Mugger" dazu führt, dass einem ganz schwindelig wird, weil das Fuzzinferno von Box zu Box hüpft und es einem die Gehörgänge verdreht. Very fein!

TOP 3 SONGS: Candy Sam, Californian Hills, Emotional Mugger/Leopard Priestess
  REVIEW  


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15
DIIV

Is the Is Are
SHOEGAZE, DREAM POP, INDIE POP, INDIE ROCK

2009 startete Zachary Cole Smith aus Brooklyn als Gitarrist bei der IndieRock-Band Beach Fossils seine Karriere als Musiker. 2011 verlässt er die Band und gründet sein Soloprojekt DIIV. Anfangs in der Schreibweise Dive, aber nach Rechtsstreitigkeiten mit einer gleichnamigen belgischen Industrialband ändert er den Namen in die suchmaschinenoptimierte Schreibweise DIIV.Im Juni 2012 debütiert die vierköpfige Band mit dem Album "Oshin", auf dem es den New Yorkern gelingt, Shoegaze, PostPunk und IndieRock ins DreamPop-Lager zu entführen. Vier Jahre später meldet sich DIIV nun endlich mit einem neuen Longplayer - im wahrsten Sinne des Wortes, denn das Album "Is the Is Are" umfasst ganze 17 Songs - zurück. Man merkt dem neuen Werk nicht auf Anhieb an, über welch langen Zeitraum die Songs entstanden und mit welchen Schwierigkeiten Mastermind Zachary Cole Smith in der Zwischenzeit zu kämpfen hatte, aber man merkt sofort, dass in den bisher relativ unbeschwerten Sounds düstere Elemente eingezogen sind.

TOP 3 SONGS: Dopamine, Mire (Grant's Song), Under the Sun
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14
BON IVER

22, A Million
ART FOLK, AMBIENT FOLK, SINGER/SONGWRITER

Nachdem dem Autotune-Virus ja bereits seit Jahren eine massive Ausbreitung in der Black Music World gelungen ist, infiziert er nun mehr und mehr auch andere Bereiche - zum Beispiel den Folk-Song. Am schlimmsten erwischt hat es, neben Lambchop, den Singer/Songwriter Bon Iver. Und man staune: Die Mutation ist faszinierend und könnte sich zum Flächenbrand ausweiten - aber nur falls sich alle so symbiotisch mit dem Virus arrangieren wie Bon Iver.

TOP 3 SONGS: 22 (OVER S∞∞N), 8 (circle), 33 GOD
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13
LEMON TWIGS

Do Hollywood
INDIE POP, BAROQUE POP

Eifrige Leser dieses Blogs wissen, dass ich mich von Genregrenzen eigentlich wenig aufhalten und mich Querbeet von allen musikalischen Richtungen begeistern lassen kann. Nur wenige Bands gibt es, mit denen ich mich, obwohl sie wohl zu recht (so sagt man) einen Stellenwert in der Popmusikgeschichte haben, gar nicht anfreunden kann. Eine dieser Bands ist Queen. Irgendwie immer zu viel, zu operettenhaft, zu überkandidelt, zu ich weiß es ja auch nicht. Jetzt aber gibt es ein kaum dem Teenageralter entsprungenes Brüder-Duo namens Lemon Twigs, das noch mehr überzieht und sogar Kirmes-Spektakel (auch etwas, dem ich eigentlich nicht viel abgewinnen kann) in seine ganz spezielle Art der Musik einfließen lässt. Das schier Unglaubliche, ich finde es verdammt gut, was das schillernde Bruderpaar da so aus dem Zauberhut schüttelt!

TOP 3 SONGS: As Long As We're Together, These Words, A Great Snake
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12
LAURA GIBSON

Empire BuilderSINGER/SONGWRITER, FOLK, CHAMBER FOLK, ALTERNATIVE COUNTRY

Seit 2006 veröffentlicht die Singer/Songwriterin aus Oregon ihre stilvollen Folksongs. Die Instrumentierung besteht meist aus einer akustischen Gitarre und warmer Orchestrierung. Das besondere Merkmal von Laura Gibson ist die sanfte, warme Stimme, die aber immer ein wenig so klingt als käme sie zart quäkenden aus einem alten Grammofon. Seit ihrem Durchbruch-Album, "La Grande" (2012) ist viel passiert im Leben der Songwriterin. 2014 entschließt sie sich von Portland nach New York zu ziehen, um dort mit einem Studium als Schriftstellerin zu beginnen. Der Empire Builder ist der Fernzug, der sie vom Land in die große Stadt bringt. In NY zieht sie in ein Wohnhaus an der Lower East Side. Bei einer Gasexplosion in diesem Haus, bei der auch zwei Menschen sterben, verliert sie ihr gesamtes Hab und Gut. Der geplante Neuanfang wird zum totalen Neubeginn und dieses Vorhaben zum zentralen Thema ihres vierten Albums.

TOP 3 SONGS: The Cause, Not Harmless, Two Kids


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11
ELEANOR FRIEDBERGER

New View
INDIE POP, SINGER/SONGWRITER, FOLK POP

Reviews in der Sparte Singer/Songwriter werden ja häufig mit Adjektiven wie melancholisch oder nachdenklichen bedacht, aber es gibt auch Ausnahmen wie Eleanor Friedberger, die seit sie auf Solopfaden wandelt, auf ihren Alben charmanten SongwriterFolkPop mit sonnigem Sixties-Flair verbreitet. Auch auf "New View" geizt Friedberger nicht mit ausgefeilten Arrangements und Kompositionen. Die in Illinois geborene Amerikanerin beherrscht die seltene Kunst angenehm unaufdringliche federleichte Musik zu machen, die nicht langweilt!

TOP 3 SONGS: All Known Things, He Didn't Mention His Mother, Two Versions Of Tomorrow
  REVIEW  
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10
FIELD MOUSE

Episodic
INDIE ROCK, INDIE POP, ALTERNATIVE ROCK

Es war einmal eine Indieband aus London, die nannte sich The Field Mice. Sie lebte nur vier Sommer lang von 1987 bis 1991 und nur wenige können sich an deren Indie-Top-20-Hit "Sensitive" erinnern. Seit 2010 gibt es eine Band mit ähnlichem Namen aus den Vereinigten Staaten, die mit dem Major-Debüt-Album "Hold Still Life" 2014 erstmals meine Aufmerksamkeit erregte und mir mit ihren neuen Album "Episodic" nun helle Freude bereiten. Aus der anfangs etwas ängstlich erscheinenden kleinen Feldmaus ist nämlich ein veritabler Nager geworden, der nicht nur am Rock knabbert, sondern ordentlich Zähne zeigt. Was daran liegen könnte, dass "Episodic" von Hop Along's Joe Reinhardt in Philadelphia aufgenommen wurde und die haben ja mit dem letztjährigen hochgepriesenen Album "Painted Shut" bewiesen, wie man mit fetten und doch melodiösen IndieRock heutzutage bestehen kann.

TOP 3 SONGS: Accessory, A Widow with a Terrible Secret, The Mirror
  REVIEW  


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9
JETT REBEL

Truck
LOFI INDIE, INDIE POP, SINGER/SONGWRITER

Wahrscheinlich wird kaum ein Mensch verstehen weswegen ich den spleenigen Songwriter und Multiinstrumentalisten Jett Rebel aus den Niederlanden mit "Truck" in meine Top 10 des Jahres platziere. Ich verstehe es ja auch nicht wirklich! Gekauft habe ich das Album bei einem Kurztrip in Holland eigentlich nur, weil mir das Cover so zusagte und es in fast jedem Plattenladen höchst prominent platziert war. Zu Hause fand ich beim ersten Durchhören, dass Herr Rebel ein witziges Kerlchen ist und dass auf dem 27 (!) Song starkem Album einige zauberhafte LoFi-Nummern stecken. Das Album erschien bereits im Januar und wanderte im Laufe des Jahres immer wieder auf meinen Plattenspieler. Ich habe die Angewohntheit das ganze Jahr über Songs die mir sehr gefallen in eine Playlist namens "Best of xxxx" zu stecken, damit ich am Jahresende für den Blog bereits eine Vorauswahl habe. Meist befinden sich darin dann mehr als 1000 Songs und es ist eine ziemliche Prozedur und oft ein harter Leidensweg unter den Besten die Top 350 auszuwählen. Als ich also im Dezember 2016 dann den Namen Jett Rebel im Suchfenster der Playlist eingebe bin ich total verblüfft, weil der Niederländer dort doch tatsächlich 8 Songs platzieren konnte! Und wer das schafft gehört, natürlich in die Top Ten! Der Bekloppte hat in diesem Jahr tatsächlich noch ein Album ("Don't Die On Me Now"), welches aber ganz anders klingt als "Truck", herausgebracht, aber das schaffte es nur der Song "It"s Real" in die Playlist ;-)

TOP 3 SONGS: Do You Feel Alright?, Dream Girl, Now I Know


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8
JAMES BLAKE

The Colour Is Everything
POST DUBSTEP, ELECTRONIC, ART POP

Der Prototyp des modernen englischen Gentlemans ist ein Charmeur der Klänge. Seine Musik ist die Cybervariante des mittelalterlichen Klagegesangs. Werden irgendwann Bestattungen im schwerelosen Weltraum durchgeführt, dann bitte mit musikalischer Untermalung von James Blake. Schöner weinen mit Blake.

 
TOP 3 SONGS: I Need A Forest Fire, Put That Away And Talk To Me, Timeless
  REVIEW  
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7
CAR SEAT HEADREST

Teens of Denial
INDIE ROCK, LOFI ROCK

Wahnsinn, da veröffentlicht eine Band ihr 13tes Album und katapultiert sich völlig unerwartet in die Champions League! Allerdings muss man erwähnen, dass Car Seat Headrest als Ein-Mann-Projekt des Musikers Will Toldeo aus Virginia startete und er im Gründungsjahr 2010 vier (!) Alben ("1", "2", "3", "4")  im Eigenverlag publizierte. 2015 erschien dann nicht mehr selbstproduziert und über Bandcamp, sondern über das Label Matador das Album "Teens of Style". Mittlerweile wurde aus dem Projekt eine Band die aus den vier Mitgliedern Will Toledo (Vocals, Gitarre, Orgel, Piano, Mellotron), Ethan Ives (Bass, Vocals, Gitarre), Andrew Katz (Schlagzeug, Percussions) und Seth Dalby (Bass) besteht und mit "Teens of Denial" ihr Reifezeugnis präsentiert. Wer noch einmal behauptet IndieRock ist Tod der bekommt auf die Finger geklopft!

TOP 3 SONGS: Drunk Drivers/Killer Whales, Vincent, Fill in the Blank


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6
CHRIS STAPLES

Golden Age
SINGER/SONGWRITER, FOLK POP

Auf der Homepage des amerikanischen Songwriters aus Florida erfährt man, dass Chris Staples eine lange Zeit voller Sentimentalität der golden Vergangenheit hinterhertrauerte. Aber wer im fortgeschrittenen Alter kennt das nicht, dieses Verklären, dieses „früher war alles besser“. Staples merkte aber, wie ihn dieser ständige Blick zurück blockierte und beschloss, die Vergangenheit endgültig abzuschließen. Er stellte sich der Gegenwart mit all seinen Alterswehwechen und begann mit den Arbeiten an "Golden Age", um die hinter ihm liegenden Kapitel endlich würdig abzuschließen. Staples ist seit den späten 90igern auf musikalischen Pfaden unterwegs. Zu Beginn mit der Band Twothirtyeight, später als Discover America und immer wieder eben auch Solo unter seinem bürgerlichen Namen. So zählen mehr als 10 Alben zu seiner Diskographie, aber der richtige Durchbruch als Musiker blieb ihm bisher versagt. Mit "Golden Age" könnte sich das Blatt wenden, denn Staples gelingt eine feinfühlige Abrechnung mit dem Mythos "früher war alles besser". Das Songwriter-Album zeigt alle Facetten des an der Vergangenheit hängen. Den verklärten nostalgischen Blick, das melancholische von Sentimentalität getragene Zurückblicken, aber es zerstört auch den Mythos, der damit verbunden ist, und zeigt Wege in die Zukunft.

TOP 3 SONGS: Golden Age, Always on My Mind, Hepburn In Summertime
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5
KATE TEMPEST

Let Them Eat Chaos
POETRY POP, HIP HOP, ELECTRO POP

Ketamin ist ein Anästhetikum, welches eingesetzt wird, um Schmerzen zu bekämpfen. Im Gegensatz zu anderen Narkotika und Analgetika ist es eine Rauschdroge, die zwar Schlaf- und Schmerzfreiheit erzeugt, dabei aber weitgehend die Schutzreflexe erhält. Den Menschen in den Geschichten der britischen Dichterin und Songwriterin Kate Tempest geht es vorwiegend schlecht, so schlecht, dass sie diese Droge bereits zum Frühstück benötigen ("Ketamine For Breakfast"), auch wenn immer wieder Hoffnung durchschimmert. Wo andere den Finger in die Wunde legen und ihre Wut herausschreien, wie beispielsweise die Sleaford Mods oder M.I.A., nimmt Kate beide Hände und weitet die Wunden so sehr, dass man sie nicht mehr übersehen kann. Nicht durch brachiale Gewalt, sondern durch explizite Lyrics über Einzelschicksale (Jemma, Esther, Alesha, Pete, Bradley, Zoe und Pious) und schlichtes Augenöffnen. Da liegen sie nun offen die Missstände im angeblichen Schlaraffenland Europa: Verwirrung, Angst, Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit, Entfremdung, Ratlosigkeit. What a fuck!

TOP 3 SONGS: Europe Is Lost, Grubby, Don't Fall In
  REVIEW  
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4
RADIOHEAD

A Moon Shaped Pool
ART ROCK, EXPERIMENTAL ROCK, ALTERNATIVE ROCK

Intellektuelle Menschen lieben laut diversen Umfragen und Statistiken Radiohead. Aber warum? Natürlich, weil diese Band es immer wieder schafft, Emotionalität auf unvergleichliche Weise in Songs zu verpacken, die sich entfalten wie ein tausendfach geknicktes Origami und nie, wirklich nie, auch nur in die Nähe der gefährlichen Kitschklippe geraten.

TOP 3 SONGS: Daydreaming, Identikit, Present Tense
  REVIEW  
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3
ANGEL OLSEN

My Woman
INDIE FOLK, INDIE ROCK, SINGER/SONGWRITER

Es war einmal ein Mädchen das machte Musik fürs Lagerfeuer. Dann traf sie einen Prinzen (Billy 'Prince' Bonnie) und zog hinaus in die Welt, um mit ihm den puristischen Folk zu predigen. Das war erhaben und ehrlich. Dann würde aus dem Mädchen eine reife Frau und sie entdeckte die elektrische Gitarre. Von da an war nur noch wenig, wie es vorher war. In ihre Musik flossen nun Elemente aus Rock und Pop und eine ausdrucksstarke Künstlerin mit vielen Facetten war geboren. Amen.

TOP 3 SONGS: Give It Up, Not Gonna Kill You, Intern
  REVIEW  
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2
MOTHERS

When You Walk A Long Distance You Are Tired
INDIE ROCK, INDIE FOLK

Stammt man aus Athens in Georgia und macht Musik, dann ist die Lamar Dodd School Of Art wahrscheinlich so etwas wie der Olymp, denn dort studierten schon Künstler wie R.E.M., Danger Mouse, Of Montreal oder The B-52’s. Kristine Leschper schrieb die meisten Songs für "When You Walk A Long Distance You Are Tired" während ihres Studiums an besagter Universität. Sie tingelte durch kleine Clubs und Bars um ihre Songs dem Publikum vorzustellen, merkte aber alsbald, dass sie und ihre Songs in einer Band besser aufgehoben wären. Auftritt Mothers! Dargeboten von einem Quartett kommt nun die ganze, gerne auch unterschwellige, Wucht der eigenwilligen, mit zu gleich witzigen und traurigen Texte versehenen, Kompositionen Leschpers voll zum Tragen. Erstaunlich ist, wie ähnlich, sowohl der fragile Gesang Leschpers als auch die Arrangements der Songs dem Meisterwerk von Big Thief sind. Eine wirklich sehr knappe Entscheidung zwischen den beiden Bands mit charismatischen Frontfrauen!

TOP 3 SONGS: Copper Mines, It Hurts Until It Doesn't, Lockjaw


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1
BIG THIEF

Masterpiece
INDIE ROCK, INDIE FOLK

Niemand Geringerer als Jeff Tweedy von Wilco hat die Band aus Brooklyn vor Kurzem geadelt in dem er "Masterpiece" als eben solches und als sein Album des Jahres betitelte. Wer bin ich, dass ich Jeff Tweedy widersprechen möchte! Freue mich grenzenlos die Band im Januar 2017 endlich auf einer deutschen Bühne live erleben zu dürfen.

 
TOP 3 SONGS: Masterpiece, Real Love, Vegas
  REVIEW  



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Part I (150-101) / Part II (100-51)



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