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Samstag, 20. Januar 2018

COLTER WALL live im YUCA Club in Köln

Location: YUCA, Köln
Support: The Local Honeys

Date: 18.01.2018


Donnerstag, der 18. Januar 2018. Sturm über Germany! Die Bahn hat jeglichen Fernverkehr eingestellt. Das wissen der Kanadier COLTER WALL und die beiden LOCAL HONEYS aus Kentucky vermutlich gar nicht, als sie im nie stilleren YUCA Club Lieder über die Liebe, ihre Heimat und immer wieder über Züge singen.


Schon Wochen vorher waren die beiden anderen Konzerte in Deutschland von Colter Walls World-Tour, Hamburg und Berlin ausverkauft, nur in Köln gab es immer noch Tickets, aber am Eingang des Yuca Club hängt es dann doch, das Gütesiegelschildchen "Ausverkauft!". Ich bin stolz auf Kölle, auf die Hillybilly-Fraktion am Rhein ist also doch Verlass ;-).

Ziemlich pünktlich um 20 Uhr betreten Linda Jean Stokley mit ihrer Fidel und Montana Hobbs mit dem Banjo die Bühne. Die Beiden treten unter dem Namen The Local Honeys auf und spielen traditionellen Country und Bluegrass aus ihrer Heimat Kentucky. Die Ladies sind sehr redselig, lustig und höchst musikalisch, was sie live mit ihren tollen Harmoniegesängen bei Traditionals und Songs aus ihrem Debütalbum "Little Girls Actin' Like Men" beweisen.



Linda
und Montana wissen, was sie tun, sind sie doch die ersten Frauen, die an der Morehead State University ihren Bachelor-Abschluss in traditioneller Musik erhielten und sogar einen prämierten Song "Cigarette Trees" - wie sie nicht ohne Stolz, aber mit Augenzwinkern verkünden - im Programm haben. Der Auftritt der beiden leicht nerdigen Damen macht mir und auch meinen beiden weiblichen Begleitern, der unverwüstlichen V. und meiner immer mehr zum Country-Girl mutierenden Gattin jedenfalls viel Spaß und vergeht wie im Flug. Thank you for the music girls!

Dann kommt Colter. Dieser junge Mann, 1996 in einer unaussprechlichen kanadischen Provinz geboren, der Nichts außer seiner Stimme und einer Gitarre braucht, um einen Raum bis unter die Decke mit Musik zu füllen, dessen Bariton bis in den Marianengraben reicht und dem es schon mit seinem 2017 erschienenen Debütalbum "Colter Wall" gelang, in einem Atemzug mit Country-Legenden wie Hank Williams, Woody Guthrie und Johnny Cash genannt zu werden.



Es ist beeindruckend mit welcher Leichtigkeit und Präzision Colter, der mittlerweile wie die Local Honeys im Bluegrass-Country Kentucky lebt, seine zeitlosen Lieder präsentiert. Die Stimme, immer wieder geölt mit einem Getränk, das wahrscheinlich nicht nur so aussieht wie Whiskey, zeigt keinerleiche Schwächen oder auch nur Schwankungen. Das Fingerpicking an der akustischen Gitarre ist meisterlich.

Meist mit geschlossenen Augen erzählt Colter Geschichten von (nicht nur) durchsoffenen Nächten mit einem Freund namens Dave ("Me and Big Dave"), vom Wunsch sich mit einem Motorrad um einen Telefonmast zu wickeln ("Motorcycle") oder von der verhängnisvollen Liebe zum hübschesten Mädchen der Stadt ("Kate McCannon"). Colter ist definitiv der neue "Man in Black", auch wenn er nicht in schwarz gewandet ist und einen feuerroten Bart trägt - Wall ist der neue Cash.



Neben den Songs von seinem Debütalbum und der EP "Imaginary Appalachia" spielt Colter auch einige Coverversionen siner Vorbilder ("Ride Me Down Easy" von Billy Joe Shaver) und mehrere neue, bisher unveröffentlichte Songs, deren Anzahl vermuten lässt, das keine Jahre mehr vergehen, bis Colter Wall die Musikwelt mit seinem zweiten Longplayer beglückt.

Zur Zugabe vor dem ihm frenetisch feiernden Publikum bittet Colter dann nochmal Linda und Montana auf die Bühne, um neben anderen Songs, das im Rheinland natürlich unbedingt zu spielende "Fraulein" zum besten zu geben. Ob die drei wissen, dass es in dem Song von Bobby Helms nur um eine Kölnerin gehen kann?

Ein nahezu perfekter Konzertabend, der nur die Fragen zurücklässt, warum Colter den großartigen Song "Transcendent Ramblin 'Railroad Blues" nicht gespielt hat, ob es auch so großartig gewesen wäre, wenn Züge über das Yuca gefahren wären, warum Buttons immer ausverkauft sind und ein lausiger Metallpin dann 8 Euro kostet und ob es 22-Jährigen eigentlich erlaubt ist zu klingen als seien sie seit 50 Jahren mit dem Zug unterwegs durch das große weite Amerika.

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