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Montag, 8. Juni 2015

NEW SONGS Vol. 97: MELODY GARDOT ... ANDREAS SPECHTL (Ja, Panik) = SLEEP ... AB SYNDROM ... DAUGHN GIBSON

MELODY GARDOT / Currency of Man [LP] ... ANDREAS SPECHTL (Ja, Panik) / Sleep ... AB SYNDROM / Taumeln Taumeln + Jalousien ... DAUGHN GIBSON / Daddy I cut my Hair

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MELODY GARDOT / Currency of Man [LP]


Jazz ist im Allgemeinen nicht unbedingt mein Ding, es sei denn, es riecht nach Nachtclub und Bar. MELODY GARDOT begann ihre musikalische Karriere bereits als Jugendliche in eben solchen Etablissements. Nach einem tragischen Autounfall, bei dem sie schwer verletzt wurde wird ihr aus therapeutischen Gründen eine Musiktherapie angeraten und bereits während ihrer Reha beginnt Melody Gardot eigene Lieder zu schreiben.

Seit ihrem 2008 erschienenen Debütalbum "Worrisome Heart" hat Gardot, die, ziemlich unüblich in diesem Genre, ihre Songs überwiegend selbst schreibt und komponiert, weltweit mehr als 3 Millionen Platten verkauft. Dieser Erfolg dürfte in erster Linie darin liegen, dass Gardot mit all ihren Alben bewiesen hat, dass es zwischen Jazz, Folk, Blues und Pop keine Grenzen geben muss.

Nachdem die Singer-Songwriterin bei ihrem letzten Album "The Absence" den Sound von Lissabon, Brasilien, Argentinien und Marroko (Fado, Samba, Bossa Nova) als Klangessenz benutzte, geht "Currency of Man" wieder deutlich mehr in die Richtung ihrer ersten beiden Alben.

Die sanfte Dirtyness in ihrer Stimme ist wie immer das prägnante Merkmal, aber die wirkliche Neuentdeckung des Albums ist der Groove und der cineastische Charakter des Albums!

Bestes Beispiel für den Groove sind die mit viel Bläsern und Funk garnierten Songs  "It gonna come" und "She don't know" und der groovige Blues von "Preacherman", in dem Gardot vom Schicksal des bei Rassenunruhen in den 50er Jahren getöteten Jugendlichen Emmett Till erzählt.

Gardot lies in diversen Interview verlauten, dass sie zusammen mit Produzent Larry Klein "Curreny of Man" als fiktive Filmmusik konzipiert haben. Das angestrebte Ziel wurde beeindruckend erreicht. Einerseits durch eine spezielle analoge Aufnahmetechnik (Röhrenverstärker, Tonbänder, etc.), andererseits durch breitwandige Streicher und Bläsersätze ("Burying my Troubles"), aber auch durch die Samples von Alltagsgeräuschen.

Weitere herausragende Songs auf Melody Gardots erstem Meisterwerk: Das an die große unvergessene Nina Simone erinnernde "Don't Misunderstand", das nach Rotlicht und Bar schmeckende "Bad News", das sanft beschwingte "Morning Sun" (vielleicht benötige ich doch einen Wecker, der mich mit einem einzigen Song jeden Morgen aus dem Schlaf holt?) und die in Moll und Steichern getauchte Klavier-Ballade "If Ever I Recall Your Face".

Aber warum kann ich zur Hölle nirgendwo Vinyl bestellen?




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ANDREAS SPECHTL (Ja, Panik) = SLEEP

Ich zitiere ausnahmsweise mich selbst:

"Die Molltöne sind weggepackt. Angriff mit guter Laune statt Rückzug heißt die Parole. Roxy Music  und Style Council statt Nirvana, mehr Computer und Groove und weniger Gitarren. Geht Spechtl etwa den Weg, den bereits Paul Weller (erst lärmen mit The Jam, dann grooven mit Style Council und dann eine Solokarriere als Singer/Songwriter) ging?"

, schrieb ich in den Libertatia-Kritik am 4. Februar 2014. Anscheinend habe ich Fähigkeiten, von denen ich bisher nichts wusste, weswegen ich hiermit prophezeie, dass der FC Schalke 04 in der kommenden Bundesliga-Saison Meister wird ;-).

Aber zurück zum hochgeschätzten Herrn Spechtl. Was meine Ohren da hören verblüfft mich, denn unter dem Solo-Projekt Namen SLEEP scheint Herr Spechtl den Rhythmus ins Zentrum seines Schaffens zu stellen. Das Ding kann doch durchaus in einem Club laufen, wo Ja, Panik nicht mal auf den Toiletten zu hören wäre!

Laut ersten Veröffentlichungen von Labelseite (Staatsakt!) handelt SLEEP von Spechtls unendlicher Liebe zum Schlaf - was man im Clip zur Covergestaltung visuell sehr schön und gewohnt unkonventionell umgesetzt hat -  und der dort verborgenen Traumwelt als liebsten Zufluchtsort.

Weiterhin heißt es: "Sleep ist eine erträumte Sound-Matrix aus Pop- und Folksongs, aus Field Recordings und der vielfältigen Polyrhythmik unserer Biosphäre. Wir begegnen dort den Geistern der Hauntology und dem Dub der Soundsystems ..."

Macht mich neugierig und lässt auf ein sehr vielseitiges Album hoffen. Der Longplayer des Traumtänzers erscheint am 24. Juli und die bereits veröffentlichte Tracklist lässt mich vermuten, dass Herr Spechtl ziemlich viel elektronische Sounds im Schlaf gefunden hat:

Tracklist Sleep
01. "Sister Sleep"
02. "Hauntology"
03. "After Dark"
04. "BHX Dub"
05. "Time To Time"
06. "Duérmete Niño"
07. "Cinèma Rif"
08. "Jinja Nights"



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AB SYNDROM / Taumeln Taumeln + Jalousien

Würde Deichkind so klingen, wenn sie dem Proletariat abschwörtden? Oder Sizarr , wenn sie deutsch sängen?

AB SYNDOM haben einen langen Weg hinter sich. Angefangen als mittelmäßige deutsche HipHop-Band, beheimatet im Taunus, zieht es die Bandgründer Bennet und Aljoscha in die deutsche Hauptstadt, um neben dem Studium in die dortige elektronische Musikszene einzutauchen.

Die zum Vierer gewachsene Band taucht nun mit einem neuen Sound auf, der sich deutlich an britischen Post-Dubstep-Produktionen (SBTRKT, Mount Kimbie) orientiert, den Sprechgesang zwar weiterhin nutzt, aber meilenweit aus der üblichen Soundumgebung entfernt.

Die ersten Publikationen "Taumeln Taumeln"  und "Jalousien" vom am 3. Juli erscheinenden Album "Hey Herz" machten mich beim ersten Hören neugierig und je öfter ich die Songs höre, desto mehr gefällt meinen Ohren, was sie da hören:




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DAUGHN GIBSON / Daddy I cut my Hair

DAUGHN GIBSON ist für mich vergleichbar mit Scott Matthew  oder John Grant. Er hat eine ähnliche tiefe Stimme wie die beiden und er leidet fast genaus schön, auch wenn seine Nummern meist mehr Tempo haben.

Bei "Daddy I cut my Hair" aber schweben die Sounds wie in Zeitlupe. Eine Spieluhrmelodie, Violinen und eine Keyboard wie aus einem Science Fiction-Film, bei dem gerade ein großer Schwenk über die vernichtete Menschheit gezeigt wird. Schön schwermütig, aber schön!

Das bereits am 5. Juni erschienene Album "Carnation" soll laut Plattenlabel mit Country-Elemente durchzogen sein? I will listen!


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