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Montag, 12. August 2013

PETER JOHN BIRCH / When the Sun's risin' over the Town

Wer der Meinung ist, gute Folkmusik komme nur aus englischsprachigen Ländern, der muss sich durch Peter John Birch eines Besseren belehren lassen. Ich wette, dass wirklich NIEMAND, der das Debüt-Album "When the sun's risin' over the town" zu Gehör bekommt, die Wurzeln des Singer/Songwriters in Polen vermutet. Aber trotz Songs wie "Countryman", "Kentucky Farm of Chicken" oder "Poetress from Alaska" stammt der 22-jährige Spanisch-Student, der mit echtem Namen Piotr Jan Brzeziński heißt, aus Wolów, einer Kleinstadt in Polen.

Seinem Debüt-Album hört man an, dass Birch über die Erfahrung von mehr als 170 Konzerten verfügt. Er bereiste bereits halb Europa (u.a. auch Deutschland) und spielte sein bisher größtes Konzert in seiner Heimat 2011 auf dem Heineken Open'er Festival. Wäre also höchste Zeit, Herrn Birch auch in Deutschland mal eine größere Bühne zu geben. Liebes Team vom Rolling Stone Weekender, der handgemachte Folk würde dem Festival sicher gut zu Gesichte stehen ;-).

Als Einflüsse für seine puristischen Songs nennt Peter J.  Birch u. a. Künstler wie Damien Rice und Bon Iver. Aber ich bin mir sicher, er hat auch schon etwas von Bob Dylan, Neil Young und Josh Ritter gehört.



Sein Debüt beginnt mit "Too far from the Train", einer sehnsuchtsvollen Ballade mit herrlich weinender Pedal Steel und akustischer Gitarre. Peters Stimme ist warm und sanft, die Melodie und das Arrangement zeugt von Fingerspitzengefühl beim Songwriting. Ganz klar, hier setzt jemand auf schnörkelose handgemachte Musik, die einen in wohlige Wärme packt.



Die aktuelle Singleauskopplung "Claudette" ist flotter und poppiger. Eine gute Laune machende Liebeserklärung an die besungene Dame - hoffentlich konnte er sie damit erweichen, falls es sich um eine reale Person handelt. Im minimalistischen "In a Cup of Tea" dürfen die Saiten der Gitarre nur kurz klingen,  sie dienen mehr als Rhythmusgeber, um der Stimme mehr Raum zu geben.



"Nine Horses" ist schwermütig und düsterer, aber auch orchestaler als die vorherigen Songs. Peter singt etwas tiefer und gibt der Stimmung im Lied so noch mehr Dramatik. Erinnert mich an Smog ala Bill Callahan, was auch für das nachfolgende "Countryman" gilt, bis der Song nach eingen Sekunden Fahrt aufnimmt, geradeso als wäre man nach hartem Fußweg auf's Pferd gestiegen, um losgelöst über die Felder zu galoppieren.

Der Ritt geht weiter mit "Kentucky Farm of Chicken", einer wunderbaren Countrynummer, die sicher auch der Legende Johnny Cash gut gestanden hätte. Feine Breaks und kleine Gitarren-Intermezzos. Einer meiner Lieblinsnummern auf "When the sun's risin' over the town".

Ein hinreißendes Duett mit Magdalena Noweta ist "Poetress from Alaska". Wer die Duette aus dem Kultfilm Once noch im Gedächtnis hat, der wird wahrscheinlich unwillkürlich den Vergleich zu Glen Hansard und Markéta Irglová anstellen - und Birch & Noweta müssen den Vergleich nicht fürchten!

"Lavender" ist ein Song, zu dem man sich einfach ins Gras legen und gedankenlos in den Himmel starren sollte. Ich bin mir sicher, dass eine Art von Schwerelosigkeit den Zuhörer ergreift, wenn Peter seine Stimme in bisher ungeahnte Höhen schraubt. Wieder etwas flotter und mit viel Pedal Steel (Leszek Laskowski) klingt "Dance with me", aber der Song kann wegen der für Birchs Verhältnisse schwachen Melodie bei mir nur mässig punkten. Die Ballade "Wonderful Ballad of Love" hat da schon wieder mehr zu bieten. Als perfekte weibliche Gesangsunterstützung für die traditionelle Countrynummer fungiert die Isländerin Halla Norðfjörð.

Zum Schluß noch ein Highlight. "Magic Love", bei dem wieder Magdalena Noweta den weiblichen Gesangspart übernimmt, ist unmittelbar intensiv und jagt wohlige Schauer über den Rücken, wenn die beiden gemeinsam singen. Ein wirklich sehr gelunges Singer/Songwriter-Country-Album, dass mich hoffen lässt, dass Peter seinem bisherigen einzigen geplanten Gig in Deutschland (im September in Cottbus und Berlin) noch weitere folgen lässt.

1 Kommentar:

  1. Peter J. Birch kommt nach Deutschland zurueck!
    Er besucht u.a. Leipzig [Dr. Seltsam] am 11. Februar 2014, Hamburg [Pony Bar] am 17. Februar 2014, Wetzlar [Cafe Vinyl] am 18. Februar 2014 und Darmstadt [Hoffart Theater] am 19. Februar 2014.
    Wir laden herzlich ein! :)

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