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Mittwoch, 1. Mai 2013

THE OH HELLOS / Through the Deep, Dark Valley

Maggie und Tyler Heath sind Geschwister, nennen sich The Oh Hellos und kommen aus Texas. Das Debütalbum "Through the Deep, Dark Valley" der beiden, erschien in den USA  im Oktober 2012. Im Blog My Folking Heart ist zu lesen, dass das Geschwisterpaar erst im Mai 2011 das erste Lied (für ihre Mutter zum Muttertag!) zusammen komponierte.

Anscheinend folgte danach eine Initialzündung, die lange brachliegendes Potential freilegte, denn "Through the Deep, Dark Valley" ist ein rundes und sehr abwechslungsreiches Konzeptalbum zwischen Folk, Pop und Rock geworden.

Mit "The Valley" eröffnet das Album, welches man nach Aussage des Duos am besten in Reihenfolge hören sollte, da das Album eine Geschichte erzählt und die Songs aufeinander fußen. Das ausgelassene Lied "The Valley" wuchert mit einem choralen Mitsing-Refrain, wie man ihn auf dem letzten Mumford & Sons-Album leider etwas vermisste,  hat aber gleichzeitig in seiner ganzen Dynamik etwas Verhuschtes, wie es eigentlich nur MGMT hinbekommen. Garantiert ist auf jeden Fall, dass man ganz schnell von diesem Song infiziert wird, und ich verspreche, es ist nicht der Einzige auf dieser Platte.



Bei "Like the Dawn" singt Maggie anfangs zur akkustischen Gitarre. Ihre eindringliche Stimme klingt etwas nach Joanna Newsom, ist vielleicht nicht so kraftvoll, aber wie man im Schlussteil des Songs hört, variabler! Nach zartem Beginn baut sich "Like the Dawn" immer mehr auf und überrascht mit filigranen Tempiwechseln und orchestraler Instrumentierung - sehr, sehr schön.



Das anschließende Stück "Eat you Alive" bietet Tyler die Möglichkeit, seine stimmlichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Seine Stimme ist rauher und passt vorzüglich zur vom irischen Folk geprägten Nummer, die vor einem alles verschlingenden weiblichen Wesen warnt.

"Second Child, Restless Child" sprüht vor unbändiger Energie, die Harmoniegesänge erinnern an The Lumineers und Mumford & Sons und kompositorisch kann das Stück leicht und locker in dieser Liga mitspielen. Abzüge gibt es jedoch in der B-Note. Die beiden Geschwister haben das Album selbst produziert und in den überbordenden Passagen, wo sich mehrere Instrumente und Gesangsspuren treffen, hätte ein erfahrener Produzent klanglich sicher etwas mehr herauskitzeln können. Das gilt leider für einige Songs auf "Through the Deep, Dark Valley", soll aber nicht heißen, dass die Produktion schlecht ist, aber eben nicht perfekt.

Bei "Wishing Well" klettert Maggies Stimme in fulminante Höhen, das passt perfekt zur zerbrechlichen Ausreißer-Ballade. Weiter geht die Reise auf den gleichen musikalischen Folk-Pfaden durch staubige Berge mit "In Memoriam".




"The Lament of Eustace Scrubb" ist eine melancholische Nummer mit Akkordeon und akkustischer Gitarre, in der es um Vergebung - ein zentrales Thema der Platte - geht. Wie bei vielen Songs des Geschwisterpaares ist es vor allem die Steigerung und die sich dadurch entwickelnde Dynamik der Komposition, die einen unwiderstehlich in den Bann zieht. Rockiger und etwas breitwandiger klingt "I Was Wrong. Vergleiche mit The Cave Singers, vor allem mit deren neuem Album "Naomi" kommen mir in den Sinn.

Neben "Fortgehen - alles zurücklassen" und "Vergebung" geht es auf der Reise durch das tiefe dunkle Tal oft auch um "Erkenntnis".  So auch bei "I Have Made Mistakes", das musikalisch verzaubert, aber inhaltlich etwas plump erklärt, dass man aus Fehlern lernt, bzw. lernen kann. Nicht unbedingt die Entdeckung des Jahrhunderts. "The Truth Is a Cave" ist da textlich schon etwas ausgefeilter. In dem Midtemp-Song geht es um die Schwierigkeit, die Wahrheit zu erkennen - speziell in jungen Jahren voller Sturm und Drang.

Mit der Reprise von "The Valley" endet eine Rundreise, welche zwar - wie das wesentlich erfolgreichere neue Mumford & Sons-Album - auf Banjo, sanfte Strophe und mitsingbare Refrain aufbaut, aber im Detail doch deutlich variabler ist und zwar nicht nur aufgrund der beiden unterschiedlichen Stimmen von Maggie und Tyler.

Und das Beste: unter http://noisetrade.com/theohhellos/through-the-deep-dark-valley kann man sich das Album für einen Preis nach Wahl herunterladen.


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